LESERINNENBRIEFE :
HipHop ist nicht tot
■ betr.: „Die große HipHop-Depression“, taz vom 21. 12. 09
Ich weiß nicht, wer Sasha Frere-Jones und Simon Reynolds sind und warum ihre Blogs für die Ausrufung des Endes des HipHop relevant sind. Ich kenne die neuen Alben von Eminem, Jay-Z, 50 Cent nicht, und ich schaue grundsätzlich kein MTV oder einen anderen so genannten Musikkanal. Auch die Charts der beliebtesten Klingeltöne fürs Handy sind mir nicht bekannt. Als Mitarbeiter von Jugendsprachkursen betreue ich aber nun seit zwei Jahren Jugendliche aus aller Welt und habe eines gelernt: HipHop ist und bleibt die weltweite Jugendsubkultur. Dass sich die Jugendlichen von den großen MTV-Helden ab- und lokalen HipHop-Größen zuwenden, kann nur derjenige als Niedergang des HipHop-Genres werten, der HipHop seit jeher mit der Repräsentation der HipHop-Kultur in den Medien verwechselt. Wer weiß, dass HipHop-Bands wie die Marokkaner H-Kayne oder Fnaire in ihrem Land die Jugendkultur beherrschen, der weiß, dass sich HipHop vielleicht aus den Zentren verabschiedet hat. Aber nur ein sehr eurozentrierter Blick kann dies als den Tod des HipHop postulieren. Auch die Balkanstaaten, die Türkei und Russland haben mittlerweile eine HipHop-Szene, die in Europa immer mehr Hörer finden. In der deutschen Clublandschaft entstand im Jahr 2009 eine Reihe neuer, gefeierter HipHop-Partys. Mit In the Mood for Life des Franzosen Wax Tailor gab es im September 2009 auch ein grandioses neues HipHop-Album in Westeuropa. Deshalb, liebe taz, keine Artikel mehr über 50 Cent, Jay-Z, MTV und Stefan Raab, wenn es um HipHop geht.
MICHEL DOBELMANN, Heidelberg
Guter Krieg
■ betr.: „Der Umgang mit dem Krieg“, taz vom 22. 12. 09
Sabine Miehe schreibt „Es gibt auch keinen guten Krieg“. Doch, gibt es, beziehungsweise gab es. Der Krieg der Alliierten gegen Hitler-Deutschland war ohne Alternative und hat Europa vor der Barbarei gerettet. Der Einmarsch Vietnams in das Kambodscha der Roten Khmer und die gewaltsame Beendigung des dortigen Völkermordes 1978/79 war ein Segen für die Überlebenden. Leider haben die Blauhelme in Srebrenica wohl auch an ihre eigene Überflüssigkeit geglaubt – sie hätten besser Krieg geführt. Auch die notfalls gewaltsame Vernichtung der LRA in Ostafrika wäre ein guter Krieg. Der Spruch „Gewalt ist keine Lösung“ ist mir als Weltbild zu simpel.
WALTER STROHSCHEIN, Ennepetal
Mann mit Format
■ betr.: „Holzfäller sind Mörder“,taz vom 21. 12. 09
Als Waldbesitzer nehme ich die Entwicklung der maschinellen Holzernte in Deutschland mit zunehmender Besorgnis zur Kenntnis. Es werden verstärkt Verhaltensweisen aus dem Ausland kopiert, die weder unserem Wald noch der unserer Volkswirtschaft zum Vorteil gereichen. Der Fokus liegt verstärkt auf dem schnellen Geld, ohne Rücksicht auf die Natur und nachfolgende Generationen zu nehmen. Wer sich im Internet folgenden Werbefilm ansieht (http://www.youtube.com/watch?v=37uyofElj0Q), merkt, dass Umweltstaatssekretär Klaus Borger den Finger in eine offene Wunde legt und sich nicht scheut, die Missstände zu benennen: Wir führen Krieg! RICHARD LAUSSER, Schorndorf
Weiße Weste
■ betr.: „Polizisten durften Studenten durchsieben“, taz vom 22. 12. 09
Das ist der klassische Rechtfertigungsversuch und das Bemühen, bloß die weiße Weste von jemand sauber halten, der bei der Bevölkerung nicht in Misskredit geraten soll. Ein eiskalter Mord wird dann schon mal schnell unter Notwehr geadelt. Bei weiteren Nachforschungen ergibt sich vielleicht bald, dass der arme Polizist schwer traumatisiert ist und eigentlich zu bemitleiden ist. Es ist irre, wie unter bestimmten Bedingungen das Oberste nach unten gekehrt wird und nach Belieben auch umgekehrt. Außerdem haben aufmüpfige Studenten meistens selber Schuld – und man erinnert sich zerknirscht an Rudi Dutschke. IMME KLEE, Hamburg
Tödliche Waffe
■ betr.: „Polizisten durften Studenten durchsieben“, taz vom 22. 12. 09
Als Einsatztrainer der Polizei in NRW kann ich sagen, dass eine Distanz von unter sechs Metern bei einem Messerangriff tödlich sein kann. Auch ein Messer, das auf dem Rücken gehalten wird, ist eine zur Verfügung stehende, tödliche Waffe. Und welchen psychischen Status Herr Eisenberg hatte, kann niemand zur Tatzeit einschätzen. Für die eingesetzten Polizisten, die immerhin, so weit es ging, zurückwichen und sogar, wenn auch schlecht, Pfefferspray einsetzten, war die Situation brandgefährlich. Ich verstehe nicht, warum versucht wird, aus einem Messerangriff eine Hinrichtung zu konstruieren. Ein Messerangriff ist tödlich und Polizisten müssen sich nicht erstechen lassen. Der Täter entscheidet, wen er mit welchen Mitteln angreift. Die Polizei setzt sich zur Wehr. VOLKER STREITER, Köln