LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Sollen Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen“, taz vom 3. 6. 09
Homosexuelle Eltern, tolerante Kinder
Sie sagen, dass es bislang keine wissenschaftlichen Studien zu der Fragestellung gibt, ob sich Kinder richtig entwickeln, wenn ihnen der Einfluss der väterlichen oder mütterlichen Seite fehle. Es gibt diese Studien!
Die Studie der Universität Basel vom 15. Juni 2008 führt aus, auf internationaler Ebene lägen inzwischen viele psychologische Untersuchungen zur Situation und Entwicklung von Kindern in gleichgeschlechtlichen Familien vor. Sie alle bestätigen, dass in Bezug auf intellektuelle, psychische, soziale, emotionale und sexuelle Entwicklung keinerlei Unterschiede zu Kindern aus heterosexuellen Familien zu verzeichnen seien. Kinder aus gleichgeschlechtlichen Familien scheinen allenfalls mehr Toleranz aufzuweisen. Aus Sicht des Kindeswohls gebe es deshalb keine Gründe, die für die Aufrechterhaltung des Verbots der gemeinsamen Adoption durch gleichgeschlechtlich eingetragene Paare sprechen. Diese Studie liegt auch dem Rechtsausschuss des deutschen Bundestags vor.
Zudem soll eine Studie im Auftrag des Bundesjustizministeriums vorliegen, die der Frage nachgeht, ob in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften aufwachsende Kinder Entwicklungsunterschiede zeigen. Die Studie wird aber nicht veröffentlicht, obwohl nicht zuletzt das Bundesverfassungsgericht darauf wartet.
Beide eingetragenen Lebenspartner können nach jetzigem Recht nicht gemeinsam ein Kind adoptieren.
INGKE KETELS, Hamburg
■ betr.: „Kindersicherung für alle“, taz vom 9. 6. 09
Regeln
Lieber Herr Fischer-Kerli, Sie wenden sich jetzt gegen den staatlichen Paternalismus. Aber tut das auch noch der Lungenkrebspatient, der an die Solidargemeinschaft der Versicherten appelliert? Werden sie es auch dann noch tun, wenn sie sich nicht mehr so stark und dadurch frei wie jetzt fühlen? Regeln, wie das Stehenbleiben an roten Ampeln, werden von Gesellschaften aufgestellt, wenn sie falsch sind, muss die Gesellschaft sie ändern oder die Ampeln intelligenter machen. Sie und ich sind ein Teil derselben, und können uns nicht herausnehmen, selbst zu bestimmen, welche der Regeln wir befolgen wollen. TORSTEN IHLE, Frankfurt/M.
■ betr.: „Privatkassen wollen arme Kunden loswerden“, taz v. 10. 6. 09
Basisleistung
Die Selbstverpflichtung der Ärzte besteht darin, einem kranken Menschen zu helfen. Aber zum Glück ist das System noch nicht so pervers, dass wir dazu gezwungen werden können, Behandlungen mit entsprechendem Zeit-, Personal- und Materialaufwand zu Dumpinghonoraren zu erbringen, die unsere Kosten zu decken nicht in der Lage sind. So wie gesetzlich Versicherte müssen Basistarifversicherte aus eigener Tasche dazubezahlen, wenn sie eine höhere Qualität als die einer Basisleistung wünschen. (Eine druckfrische taz liegt bei uns jeden Morgen im Wartezimmer – weil sie bezahlt wird.)
ULI MAURER, Dußlingen
■ betr.: „Agrarsubventionen: Die größten Abzocker“, taz vom 10. 6. 09
Trockenmilch für die Tropen
In den feuchtheißen Tropen Westafrikas ist aus Gründen der Schlafkrankheit keine Milchproduktion möglich. Eine Milchleistung von Muttertieren über den Mindestbedarf für das Jungtier hinaus würde zu lebensgefährlichem Leistungsstress führen. Es gibt dort keine Milchproduktion, die durch Importe gestört werden könnte. Hingegen kommt verbilligte Trockenmilch Millionen von proteinmangelernährten Kindern, vor allem in den Großstädten zugute. Europäische Milchbauern produzieren keine Trockenmilch. Deshalb treten Großmolkereien, die die Trockenmilchwerke betreiben, als Exporteure auf und verringern damit den Angebotsdruck auf die viel zu niedrigen Milchpreise wenigstens etwas. MARTIN DIETZ, Wehrheim/Ts.