LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „The kid is not my son“, taz vom 1. 7. 09
Größten Superstar verloren
Der Ton der taz kann einem schon manchmal auf die Nerven gehen, einige der AutorInnen neigen nämlich nicht zu knapp auch zu Arroganz und Belehrung. Joe Jackson mag ja eine menschliche Niete sein und tatsächlich von manchem keine Ahnung haben, wie in dem Artikel festgestellt, aber an seiner Grammatik ist zumindest im geschilderten Beispiel nichts zu bemängeln. Vorausgesetzt, es stimmt, wie geschrieben, dass er gesagt hat „… wir haben den größten Superstar verloren.“ So ist die Bemerkung am Schluss „Er ist jetzt größer als er jemals war“ völlig korrekt. Wenn nach seinem Tod die Verkäufe nochmals steigen, wird er noch mehr Platten verkauft haben, wird er weiterhin die meisten Platten verkauft haben und damit zumindest nach Verkaufszahlen noch größer und dabei „der Größte“ geblieben sein. BERND ZEUN, Gießen
■ betr.: „Schüler dürfen weiter Noten geben“, taz vom 24. 6. 09
Spick-Deine(n)-KultusministerIn
Die spick-mich-Debatte ist nicht die eigentlich wichtige. Den Lehrern müsste erst mal die Gelegenheit gegeben werden, unter professionellen Bedingungen (nach wie vor unsinniges Selektionssystem Dreiteiligkeit, hohe Klassenfrequenzen, zu viel Verwaltungstätigkeit) gute Lehrer zu sein, es müsste weniger Durchregulierung vor Ort geben (autonome Schulentscheidungen über Art der Stundentakte, weniger Erlasse usw.) und Forschungsergebnisse (Stichwort soziale Herkunft, Pisa) müssten behördlicherseits ernst genommen werden. Dann, wenn der Lehrer fairerweise auch die Möglichkeit bekommt, ein guter Lehrer zu sein (also auch die Zeit dazu hat, seinen Unterricht öfter mal „upzudaten“), können Feedback- und Evaluationssysteme Rückmeldung geben. Nur: Anerkennung und Verbesserungsvorschläge sollten dann meiner Meinung nach besser konkret klassen- oder schulintern und nicht kommerziell-anonym erfolgen. Oder es müssen noch mehr Portale her wie spick-Deine-Schulbehörde, spick-Deine(n)-KultusministerIn; die besonders dann stark angewählt werden dürften, wenn mal wieder Forschungsergebnisse ignoriert und zu viele unsinnige Erlasse erlassen werden. OLAF BRANDTSTAEDTER, Bremen
■ betr.: „Was heißt schon radikal, Frank-Walter Steinmeier (SPD) im taz-Gespräch“, taz vom 3. 7. 09
Entschuldigung bei Murat Kurnaz
Gefälliges Interview mit dem SPD-Kanzlerkandidaten, aber eine Frage hat mir dann doch gefehlt: „Haben Sie Verständnis für BürgerInnen, die Sie so lange für unwählbar halten, wie Sie sich nicht bei Murat Kurnaz entschuldigt haben?“ ANTON FLÜGGE, Frankfurt am Main
■ betr.: „Afrika: Die Mauer muss weg!“, taz vom 2. 7. 09
Getrennte Kulturräume
Die Forderung nach vollständiger Freizügigkeit zwischen Europa und Afrika halte ich für grotesk überzogen. Der Vergleich mit dem Mauerfall vor fast 20 Jahren ist irreführend und realitätsfremd. Darüber hinaus entspricht er auch nicht den historischen und soziokulturellen Fakten. Damals wurde eine Grenze geöffnet, die eine Nation mitten in Europa über lange Zeit gespalten hatte. Europa und Afrika sind dagegen geografisch getrennte Kulturräume mit eigener Geschichte.
Wenn man das Elend auf den Fluchtwegen im Mittelmeer und im Nordatlantik wirklich bekämpfen will, müssten die europäischen Staaten endlich mehr dafür tun, dass diese Menschen in ihren afrikanischen Heimatländern eine Zukunft haben. Wenn in Europa Milliardenbeträge für die Rettung der Banken bereitgestellt werden können, dann sind auch die finanziellen Mittel für eine effektive Entwicklungshilfe da. Man muss es nur politisch wollen. Hierin liegt der Hebel, der angesetzt werden muss, wenn die Inhumanität beendet werden soll. Wir Europäer sind verpflichtet, mehr zu tun. Das ist die Lehre, die man ziehen sollte, angesichts der verzweifelten Fluchtgeschichten. Aber eine unkontrollierte Einreise afrikanischer Klima- und Armutsflüchtlinge nach Europa wäre völlig kontraproduktiv und findet auch gerade jetzt in Zeiten einer Weltwirtschaftskrise mit offenem Ausgang keine Akzeptanz bei der europäischen Bevölkerung. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. HARTMUT GRAF, Hamburg
■ betr.: „Weiter im Blindflug“, taz vom 2. 7. 09
Kriegseinsatz und allzu viele Tote
Die Scheinheiligkeit und Doppelbödigkeit des deutschen Kampfeinsatzes in Afghanistan versucht Eric Chauvistré zwar hinreichend vor dem deutschen Volk aufzudecken, dennoch bleibt die Befürchtung, dass Selbiges weiterhin seine Augen zumacht sowohl vor der Tatsache, dass es sich um einen Kriegseinsatz handelt, der keinesfalls bisher der Vermehrung friedlicher Verhältnisse gedient hat, sondern im Gegenteil allzu viele Tote gefordert hat.
IMME KLEE, Hamburg