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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Kleingedrucktes bei der CDU

■ betr.: „Guttenberg: Mein Konzept ist Quatsch“, taz vom 18. 8. 09

Bei der Union muss man in diesem Wahlkampf ja ganz genau ins Kleingedruckte gucken und am besten auch gleich einen Rechtsanwalt dabeihaben. Ihr paraphrasiert das Guttenberg-Papier, dass die Sozialabgaben auf unter 40 Prozent gedrückt und gehalten werden sollen. Das hört sich ganz gut an, denn die Sozialabgaben belasten untere Arbeitseinkommen viel stärker als hohe. Doch dem ist leider nicht so. Tatsächlich formuliert das Papier, nur den „paritätisch finanzierten Beitragssatz dauerhaft unter 40 Prozent des Bruttolohns“ halten zu wollen.

Jetzt weiß auch das Wirtschaftsministerium, dass die Kosten für die Krankenversicherung und Pflegeversicherung nicht zuletzt auf Grund des demografischen Wandels steigen werden, und die Ministerialbürokratie identifiziert in diesem Sektor sogar ein enormes Wachstums- und Beschäftigungspotenzial.

Wie das zusammenpasst? Die Mehrkosten sollen nicht mehr paritätisch, sondern alleine von den Versicherten bezahlt werden. Das ist der Kern des konservativen Programms: Einkommenssteuersenkungen, von denen vor allem die Gutverdienenden profitieren, und höhere Mehrwertsteuern und Sozialabgaben für alle. Wer Lust hat, kann im CDU-Wahlprogramm mal nach dem Wort Sozialabgaben suchen. FRIEDER DITTMAR, Berlin

Gefälligkeit für Großbanker

■ betr.: „Alle machen’s wie Guttenberg“, taz vom 14. 8. 09

Die Großkanzlei Linklaters verdient ständig großes Geld mit Finanzprüfung und Steuerberatung für Großbanken, damit diesen Superreichen ja kein Finanztrick und Steuerschlupfloch entgeht. Linklaters wird sich schwer hüten, in ein Gesetz zur Bankenkontrolle etwas hineinzuschreiben, das ihren spendabelsten Kunden nicht passt. Wer dabei erwischt wird, wie er bei Linklaters in London ein Gesetz zur Bankenaufsicht in Deutschland schreiben lässt, der will von vornherein ein Gefälliggeitsgesetz für deutsche Großbanker haben. „Kein Anlass zur Kritik!“, sagt Kanzlerin Merkel. Damit nach der Krise wieder vor der Krise wird. Und nichts ändert sich? Doch: Beim nächsten Mal wird der Freiherr sich nicht so leicht erwischen lassen. Sonst nichts. HARTMANN DOERRY, Tübingen

Teufelskreis Mobbing

■ betr.: „Solidarität statt Ausgrenzung“, 15. 8. 09

Hinter dem Mobbing verbirgt sich wesentlich mehr, als lediglich kleine Sticheleien am Arbeitsplatz. Angriffe auf die Möglichkeit sich mitzuteilen, zählen ebenso dazu, wie Angriffe auf die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz. Da durch Mobbing das soziale Ansehen und die Qualität der Berufs- und Lebenssituation beeinträchtigt werden soll, sind derlei Attacken erheblich krank machend, im weitesten Sinne. Nicht wenige der so Attackierten landen auf der Couch des Psychiaters und in gleichfalls nicht wenigen Fällen werden die Opfer eines Mobbingangriffs suizidal.

Nur wenigen Betroffenen gelingt es, dem Teufelskreis des Mobbings zu entfliehen. Vielfach erfolgt die Flucht in die Dauererkrankung, wobei meistens allerlei psychiatrische Diagnosen zur Anwendung kommen – das soziale Problem des Mobbings wird also so individualisiert.MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

Teilzeitpost

■ betr.: „Die deutsche Post spart: Briefe brauchen länger“, taz vom 19. 8. 09

Was haben Unternehmen in Insolvenz und die Deutsche Post gemeinsam? Sie wollen sich gesundschrumpfen! Bei der Post kann man aber akute Magersucht unterstellen: Kaum aus den Schlagzeilen, dass die Post samstags keine Briefe mehr zustellen will, scheint sie sich den Montag als heimlichen Ersatz auserkoren zu haben. Wenn sie ihren Samstagsplan umgesetzt hätte, würde sie derzeit nur noch von Dienstag bis Freitag die Briefe zustellen. Die neue Teilzeitpost.

Gut dazu passt auch, dass alle Post-„Ämter“ – egal ob rentabel oder nicht – geschlossen werden, um sie in den örtlichen Blumenladen oder die Supermärkte zu integrieren. Alles mit dem Ziel, Personalkosten zu sparen! Nicht zu vergessen, der Abbau der Briefkästen, der unsere Großeltern zu kleineren Wanderungen zwingt. Briefmarken sollen gefälligst am Automaten und nicht mehr am Schalter gekauft werden. Ein Weltkonzern braucht doch die kleinen Kunden nicht mehr!

Das Scheitern ihrer globalen Exzesse wie bei DHL in den USA beeindruckt sie nicht im Geringsten. Kurz vor dem Fall des Briefmonopols setzt sie nicht, wie es logisch wäre, auf ihr breites Filialnetz, sondern tritt auf die Kostenbremse. MARC SCHMIDT, Neu Isenburg

Opiumanbau legalisieren

■ betr.: Ohne Integration kein Frieden“, taz vom 17. 8. 09

Endlich mal jemand, der ausspricht, was ich immer denke: Legalisierung des Opiumanbaus. „Am besten kauft die internationale Gemeinschaft die Ernte zu Marktpreisen bei den Bauern gleich vom Feld“, schreibt Ihr Kommentator. Warum hört man das nicht von unseren Außenpolitikern? Aber die schließen ja lieber die Augen vor der Realität!

GEORG KRATZ-KUMMETZ, Freiburg