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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Gipfel der Ignoranz

■ betr.: „Lieber tot als rot“, Kommentar von Stephan Reinecke,taz vom 2. 10. 09

Man glaubte, was noch unmittelbar vor dem Wahltag von Müntefering und Co. an Öffentlichkeit geboten wurde, sei an Arroganz und Realitätsverlust (der neue Kanzler heißt Frank-Walter Steinmeier) nicht mehr zu überbieten. Mitglieder und Anhänger der SPD wurden und werden durch derartiges Auftreten geradezu der Lächerlichkeit preisgegeben. Der ehrenwerte Vorsatz, nach einer Niederlage „nicht davonzulaufen“, ist im Ergebnis der Wahl geradezu absurd. Ein sofortiger bedingungsloser Rücktritt der zu ortenden Verantwortlichen wäre das Mindeste gewesen, um Achtung zu erfahren und Selbstachtung zu bewahren.

Der Gipfel der Ignoranz der eigenen Schwäche und die Schwächung der linken Parteilichkeit insgesamt findet im Trauerspiel des Thüringer „Matschiesmus“ seine Fortsetzung. Es sei denn, die Thüringer SPD blinkt rechts und bekommt mit einer „genialen“ Finte im Verhandlungspoker mit den Althaus-Erben, ohne Matschie, noch die linke Kurve. Nur, wer glaubt an Wunder, und wer wollte (und könnte) dann noch mit ihr? PETER MOCHE, Dippoldiswalde

Einknicken vor der Linken

■ betr.: „Thüringer Spezialitäten. Vier Tage nach dem Wahldebakel entscheidet sich die SPD in Thüringen ohne Not für eine Koalition mit der CDU“, taz vom 2. 10. 09

Will man Links mit allen Mitteln verhindern, auch den widersprüchlichsten? In Hessen wurde eine Regierung unter Einbeziehung der Linken verhindert mit dem geschickt moralisierenden Argument, dies wäre Wahlbetrug. Kaum verfängt nun dieses Argument nicht – denn in Thüringen stand die SPD im Wahlkampf ja immer zu einer rot-roten Option –, schwenken die Gegner um auf das genaue Gegenteil: Jetzt plötzlich wird verlangt, die SPD solle eine Wahlkampfzusage brechen und mit der CDU zusammengehen, obwohl sie das bislang abgelehnt hat.

Egal wie die SPD sich verhält: Alles kann ihr derzeit ausgelegt werden als Einknicken vor der Linken. Dabei ist eine solche (zumindest inhaltliche) Öffnung ihre einzige Chance.

MARTIN HAGEMEYER, Wuppertal

Dümmer geht’s nicht mehr

■ betr.. „Thüringer Spezialitäten“

Wenn du meinst, dümmer geht’s nicht mehr, zeigt die SPD: Sie kann noch mehr. BERNHARDT FAASS, Straubenhardt

Koalition der kleinen Schritte

■ betr.: „Thüringer Spezialitäten“

Die Entscheidung von Christoph Matschie zeigt, dass die SPD bislang wenig aus ihren Fehlern gelernt hat. Denn anstatt linke Mehrheiten zu nutzen, um die Gesellschaft unter sozialen Gesichtspunkten zu modernisieren, versteckt die Partei ihre Inhalte lieber in einer Koalition der kleinen Schritte. Fehlendes Vorwärtsdenken, das die Sozialdemokraten in die Krise geführt hat und sie dort verharren lässt, bis sie endlich ihre Haltung überdenken. Schließlich nimmt ein freiwilliges Bündnis mit der CDU den eigenen Anhängern jeglichen Anreiz, beim nächsten Mal noch SPD zu wählen. Dann dürfte die Partei womöglich bereits glücklich sein, drittstärkste Kraft in Thüringen zu werden und nicht noch hinter der FDP oder den Bündnisgrünen zu landen! RASMUS PH. HELT, Hamburg

Grüne Königsmacher

■ betr.: „Der Atomkonsens bröckelt“, taz vom 1. 10. 09

Peter Müller befürwortet jetzt einen Ausstieg aus der Atomkraft nur aus einem einzigen Grund: Er möchte im Saarland Ministerpräsident bleiben! Das ist ihm nur mithilfe der Grünen möglich. Und der saarländische grüne Königsmacher wird aus privaten Gründen auf Müllers Geplänkel hereinfallen. Der Wille des Wählers ist Nebensache. Das ist reine Eitelkeit, bis hin zur Dummheit!

ANDREA PEITZ, Saarland