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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Nachtrag zu damals

■ betr.: „Erst Euphorie, dann Ideenkrise“, sonntaz vom 7. 11. 09

Neben der taz gab es ab Herbst 1989 eine unabhängige überregionale Wochenzeitung für Politik, Kultur u. Kunst, die andere. Sie war BürgerrechtlerInnen vom Neuen Forum und dem damals neu gegründeten Basis Druck Verlag zu verdanken. Bärbel Bohley war Mitherausgeberin. Zum ersten Mal erschien die andere im Januar 1990 und hatte eine Auflage von 100.000 Exemplaren. Am Kiosk standen die Menschen Schlange, denn es war die erste überregionale Zeitung der DDR. Der Absturz der Verkaufszahlen begann mit der Überschwemmung der ostdeutschen Presselandschaft mit „West-Hochglanzprodukten“. Die westliche Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union hatte sich damals entschlossen, die andere finanziell mit viele Spenden ihrer Mitglieder als Gesellschafterin zu unterstützen. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, in einen lebendigen Meinungsaustausch Ost-West zu treten. Mit neuem gemeinsamem Konzept sollten eine kontinuierliche Analyse der parlamentarischen Arbeit und des Parteienspektrums geschaffen werden sowie eine spezielle Osteuropa-Berichterstattung. die andere sollte ein Diskussionsort für alle demokratischen und gewaltfreien Politikauffassungen sein. Trotz des interessanten Ansatzes musste die andere nach einem Jahr aufgeben, sie erschien zum letzten Mal mit ihrer 32. Ausgabe im August 1992. Bärbel Bohley schrieb dazu in der Mitgliederzeitschrift Mitteilungen der Humanistischen Union: „Was bedeutet es eigentlich, dass 80 Millionen Deutsche sich keine zwei unabhängige alternative überregionale Zeitungen leisten wollen? Gibt es wirklich keinen Bedarf für die taz und die andere und warum sind sie ständig von Existenznöten bedroht? Was läuft in diesem Lande so verquer, dass alternative Projekte vor allem dazu herhalten müssen, nach ihrem Scheitern Untersuchungsobjekte für Doktor- und Diplomarbeiten zu werden? Man redet gern über, aber man lebt nicht mit. Vielleicht hätten wir größere Chancen gehabt, wenn die Zeitung mehr von der Bürgerbewegung akzeptiert worden wäre und wenn auch die Zeitung die Bürgerbewegung ernster genommen hätte …“

HELGA KILLINGER, damals Geschäftsführerin der Humanistischen Union, Gauting

Humor und Mut vorhanden

■ betr.: „Mein erster Amerikaner“, taz vom 4. 11. 09, und LeserInnenbriefe: „Fliegende Untertassen“, „Amerikaner oder Berliner“,taz vom 7. 11. 09

Die beiden von euch veröffentlichten Leserbriefe sind entweder von viel zu jungen und/oder wahrscheinlich „Migranten aus dem Osten“ verfasst! Oder warum fällt den beiden nicht sofort bei dem Begriff „Zonen-Angie“ das Titanic-Heft November 1989 mit der „Zonen-Gaby“ und ihrer ersten Banane ein? Ein absoluter Klassiker auf dem Gebiet von Titelseiten! Wenigstens ist bei euch taz-Redakteuren noch genug Humor und Mut vorhanden, um Leser wie mich auch weiterhin zu begeistern! HANS-JÜRGEN WENTRITT, Erlangen

Oberlehrerhaft daherkommen

■ betr.: „Mein erster Amerikaner“, taz vom 4. 11. 09, und LeserInnenbriefe: „Fliegende Untertassen“, „Amerikaner oder Berliner“,taz vom 7. 11. 09

Ich bekomme mich eigentlich im Laufe der (Lebens-)Jahre immer besser in den Griff , aber hier muss ich doch wieder einmal oberlehrerhaft daherkommen. Das kann ich nicht auf der taz sitzen lassen. Natürlich bezieht sich das Titelbild auf den legendären Titanic-Aufmacher aus den Jahren kurz nach der Wiedervereinigung, auf dem ein Fräulein mit Betonfrisur zu sehen war, fröhlich grinsend eine geschälte Gurke hochhaltend. Darunter stand: „Zonen-Gaby im Glück: Meine erste Banane.“ Wer das nicht kennt gehört zum Establishment. Wer dann noch einen Leserbrief schreibt, gibt einen aus. Für die Titelseitenmacher. FRANK BEHRENS, Hamburg

Häme gegen Opelaner

■ betr.: „Gut für Opel, peinlich für die Politik“, taz vom 5. 11. 09

Gott sei Dank! Opel hat’s geschafft! Was alle Experten nicht wissen und alle Insider nicht glauben – die taz weiß es! Radiosendungen, Fernsehdiskussionen, Expertengespräche – überall wird konstatiert, dass Opel mit GM keinen Schritt weiter ist, mit Magna aber mindestens einen weiter gewesen wäre. Herrn Bollmanns Häme gegen die versagende Politik ist auch Häme gegen alle Opelaner, die um ihre und die Zukunft des Unternehmens fürchten. Und blamieren tut sich hier nur der taz-Kommentator mit seinem Discounter-Schaufenster-Statement. GÜNTHER FINGERLE, Kaiserslautern