LESERINNENBRIEFE :
Tiraden über den neuen Papst
■ betr.: „Junta-Kumpel löst Hitlerjungen ab“, taz vom 15. 3. 13
Was ist nur in die taz-Redaktion gefahren? Ich bin empört. Ausgerechnet der Leitartikel gießt unglaubliche Tiraden über den neuen Papst aus. Dabei gibt es, wie auf S. 2 zu lesen, selbst für den „stramm linken“ Il manifesto durchaus Positives über die Wahl zu berichten. So sehr ich die Meinungsvielfalt „meiner“ (noch!) taz schätze, so sehr ärgere ich mich, dass sich euer Redaktionsteam für diesen unausgegorenen Artikel überhaupt, und dann auch noch für die Seite 1 entschieden hat. Ausgewogenem, kritischem bis empathischem Journalismus begegnet der Leser erst auf den Seiten 2, 3 und 20. Die Würde jedes Menschen sollte auch für Deniz Yücel unantastbar sein, die in unserer Gesellschaft Gott sei Dank (!) ihr Bekenntnis zu islamischen Wurzeln leben darf, ohne als „…“ (ich verbiete mir ein Pendant zu „altem Sack“) und dann auch noch auf einer Titelseite beschimpft zu werden. Dabei muss sie zugeben, um der journalistischen Sorgfaltspflicht annähernd zu genügen und nicht völlig zu entgleisen, dass der neue Papst „ein enges Verhältnis zur Junta unterhalten haben“ soll. HUBERT RIES, Gutweiler
Herzerfrischend
■ betr.: „Junta-Kumpel löst Hitlerjungen ab“, taz vom 15. 3. 13
Schon oft wollte ich mal einen Brief schreiben zu dem einen oder anderen gelungenen Aufmacher oder tollen Glossen, war dann aber zu faul. Aber heute reißt es mich hoch, euch zu schreiben, wie herzerfrischend Deniz Yücels Kommentar hineinknallte in dieses ganze unsägliche: „Was haben wir vom neuen Papst zu erwarten?“ „Hat dieser Papst vielleicht sogar ein Herz?“ Richtig so: Alte Säcke ohne Bedeutung für die Welt, denen von Zeit zu Zeit auf die Füße getreten werden muss, wenn sie sich mal wieder an Themen herantrauen, die sie nichts angehen (Kondome, Frauen, Liebe). JÖRG SCHEIBE, Berlin
Verdienter Spott
■ betr.: „Junta-Kumpel löst Hitlerjungen ab“, taz vom 15. 3. 13
Der Papst-Titel und Artikel waren super! Dieser erzkonservative Verein, früher pflegte ich immer von der kriminellen Vereinigung zu sprechen, hat nicht mehr und nicht weniger als Spott und Hohn verdient. Und damit sind die Kerle noch gut bedient, wenn man bedenkt, was sie mit ihrer konservativen und reaktionären Sexualmoral alles angerichtet haben. Ich freue mich, dass die taz dann doch noch bisweilen zu alter Form aufläuft, die ich so oft vermisse. Ich kenne die taz von der ersten Nullnummer an. Da war sie, zurückhaltend gesagt, noch etwas bissiger. Habemus Yücel (Bakunin sei Dank) STEPHAN KRALL, Kronberg
Wer heilt, hat recht
■ betr.: „Zauberschule an der Oder“, taz vom 14. 3. 13
Eine Zeitung, die sich so gerne unabhängig rühmt und wiederholt positiv über die Homöopathie berichtet hat, macht hier auf plumpe Weise Politik im Sinne der von Pharmariesen gesteuerten Regierungen, die gegen die Maxime „Wer heilt, hat recht“ entscheiden, welche Medizin helfen können soll. Da kann man doch die Privatisierungstrends an den Unis etwas positiver sehen: Nur so können auch „Grenzwissenschaften“ überleben, die vielleicht morgen schon Mainstream sind – bestes Beispiel ist die geschmähte „gescheiterte“ Homöopathie: Hier haben die Verbraucher (Zigtausende von Babys und Haustieren eingeschlossen, die nicht wissen, was ein Placebo-Effekt ist!) die Erfahrung gemacht, dass sie wirkt, und einen Boom ausgelöst – und Besorgnis bei den Allopathie-Pharmariesen! Und wo liegt bei Ihnen die Grenze zwischen Placebo-Effekt (von der Schulmedizin bewiesen) und „Geistheilung“? SABINE MIEHE, Marburg
Vorbild Apartheid-Boykott
■ betr.: „Soll Deutschland Druck auf Israel ausüben?“, taz vom 13. 3. 13
Obwohl die Zahl jüdischer Siedler während der vielen Jahre der Osloverhandlungen im von Israel 1967 okkupierten Westjordanland und in Ostjerusalem auf über eine halbe Million anstieg, die Regierungen Deutschlands, der EU und der USA dabei zugesehen und keinerlei Druck auf die israelischen Regierungen ausgeübt haben, findet Frau Berger, dass Israel noch größere Unterstützung verdient und mahnt auch noch die Anerkennung der Palästinenser an. Kein Wort darüber, dass Israel die Anerkennung der palästinensischen Rechte grundsätzlich verweigert. Deshalb hat sich die palästinensische Zivilgesellschaft schließlich 2005 an die Zivilgesellschaft der Welt gewandt: Mit Hilfe von Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen als gewaltfreiem Mittel soll Druck auf die israelische Regierung ausgeübt werden. Die Kampagne gegen Südafrika während der Apartheid gilt als funktionierendes Beispiel. MAUNELA KUNKEL, Stuttgart