LESERINNENBRIEFE :
Demokratiefeindliche Behörden
■ betr.: „Zu links, um deutsch zu sein“, taz vom 24. 2. 10
Die Hintergründe um die Verschleppung bzw. Ablehnung der Einbürgerung von Jannine Menger-Hamilton zeigt eines deutlich: Die größte Gefahr für die „Freiheitlich-Demokratische Grundordnung“ scheint von zuständigen Behörden wie der Behörde „Öffentliche Sicherheit Hannover“ oder dem Verfassungsschutz selbst auszugehen. Sie sollten unter Extremismusverdacht gestellt werden und sich selbst auflösen, weil sie die elementaren Grundrechte von Menschen – wie sie unser Grundgesetz meint – nicht respektieren und uns allen damit schaden! Eine öffentliche Entschuldigung und schnellste Einbürgerung ist dringend angezeigt.
JO ZEITLER-ENGL, Furth im Wald
Das Selbstverständliche einfordern
■ betr.: „Allzu bereite Mutterbrust“, Rudolf Balmer zu Elisabeth Badinters Kritik am Mutterbild, sonntaz vom 27. 2. 10
Als Feministin und Mutter einer 18 Monate alten Tochter habe ich sowohl gestillt als auch mein Baby im Ehebett schlafen lassen und ich kann sagen, dass das weder meiner Berufstätigkeit noch meiner gefühlten Unabhängigkeit entgegengewirkt hat. Ich konnte meine eigenen Ziele weiterverfolgen und das Kind nachts zu mir ins Bett nehmen, was das eine mit dem anderen zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
Was hier viel wichtiger ist, ist die Politik des schlechten Gewissens. Frauen und Mütter sollen das machen, was sich für sie am besten anfühlt und nicht das, was Kinderärzte und Ratgeber empfehlen. Die besten Mütter sind die, die ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und danach handeln. Welche Entscheidung man letztendlich trifft, ist viel unwichtiger als dass man sie gerne trifft und dass man sich ein Umfeld und ein Netzwerk gestaltet, das einem selbst gerecht wird und damit auch dem Kind.
Der Rückgang der Antibabypille: Es gibt wesentlich selbstbestimmtere und nebenwirkungsfreiere Verhütungsmethoden, und wenn Frauen lieber dazu greifen, ist das doch toll.
Recht gebe ich Frau Badinter mit ihrer Definition einer guten Mutter, fraglich ist jedoch, ob bei der Diskussion um Stoffwindeln der vergrößerte Aufwand das Problem ist oder ob es die die Frauen sind, die sich in Männer verlieben, die keine Waschmaschine bedienen können oder wollen. Der feministische Filter muss doch viel früher greifen und nicht erst, wenn die Kinder da sind und man plötzlich merkt, dass deren Vater ein zurückgebliebener, rückwärtsgewandter, nicht zu Hause bleiben wollender Haushaltslegastheniker ist, der sich zu fein ist, die Wäsche aufzuhängen. Bevor man anfängt, Umweltschützer und Stillberaterinnen für den Rückstand der Geschlechtergleichheit verantwortlich zu machen, könnte man den direkten Weg gehen und mit dem Finger auf die Männer zeigen, die im falschen Jahrhundert hängengeblieben sind, und die Frauen, die sich lieber in einen katastrophalen Zustand bugsieren, als das Selbstverständliche einzufordern. Wenn sie das nicht tun, helfen ihnen auch keine Wegwerfwindeln. MAIKE ROSA VOGEL, Berlin
Frauen sind zu wenig solidarisch
■ betr.: „Allzu bereite Mutterbrust“, sonntaz vom 27. 2. 10
Es sind keineswegs nur Gluckenmütter, die ihre Babys bei sich im Familienbett schlafen lassen, sondern die Mehrheit der Weltbevölkerung. Und die Länder, in denen Babys und Kleinkinder bei ihren Eltern im Bett schlafen, sind nicht nur Dritte-Welt-Länder: Auch in den skandinavischen Ländern ist dies viel selbstverständlicher als in Deutschland – Japaner wundern sich ebenso über die Praxis, derart kleine Kinder allein schlafen zu lassen. Frauen haben es nicht nur schwer zu begründen, warum sie nicht stillen, sondern auch zu begründen, warum sie stillen. Tatsächlich kann Frau tun, was sie will, ihr wird in ihr Intimleben, zu dem auch das (Nicht-)Stillen gehört, hineingeredet. Das ist das eigentliche Problem, nicht die Länge der Stillzeit oder ob jemand stillt…
Anstatt dass Frauen gemeinsam das ungleich größere und wichtigere Ziel verfolgen, Männer stärker in die Erziehungsarbeit einzubeziehen und auf politischer Ebene Entscheidungen hinsichtlich der Verbesserung des beruflichen Wiedereinstiegs von Frauen und der Teilzeitarbeit zu erwirken, maßregeln sie sich gegenseitig, welche Mutter ihr Kind zu lange oder zu kurz im eigenen Bett oder nicht im eigenen Bett schlafen lässt oder wie lange gestillt oder nicht gestillt wird – ein schon von Alice Schwarzer beschriebenes Problem: Frauen sind zu wenig solidarisch untereinander. TANJA DÜCKERS, Berlin