LESERINNENBRIEFE :
Es gibt zwei Möglichkeiten
■ betr.: „Milchjungenrechnungen“, taz vom 6. 4. 10
Gratuliere zu der Überschrift, weil üblicherweise die Beschränktheit des Denkens den Mädchen zugeordnet wird, hingegen die Mehrzahl der Denkschablonen von den wichtigtuerischen „Jungens“ der neoliberalen Wirtschaftswissenschaft verbreitet wird. Dabei ist es so einfach: Was auf der individuellen Ebene sinnvoll sein mag, ist auf der volkswirtschaftlichen noch längst nicht zielführend. Ich spare Geld, wenn ich weniger Geld ausgebe, als ich einnehme. Wenn eine Volkswirtschaft dagegen weniger konsumiert als produziert, bleiben Produkte übrig. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten:
1. Das Übriggebliebene wird mit dem gesparten Geld nicht gekauft, sondern das Geld wird geparkt, sei es als Hortung oder Zirkulation in Spekulationsblasen. Resultat? Firmen bleiben auf den Produkten sitzen, gehen pleite, die Volkswirtschaft schrumpft. Oder 2. Das gesparte Geld wird bei der Bank angelegt. Diese vergibt daraufhin Kredite in gleicher Höhe. Die Kreditnehmer kaufen damit die übriggebliebenen Produkte und räumen sie vom Markt. Es entstehen Schulden/Guthabenbestände. Diese betragen für die deutsche Gesellschaft augenblicklich 7 Billionen Euro (70 % halten die Firmen, 20 % der Staat, 10 % die Privaten). Sie sind Kennzeichen unseres WirtschaftSsystems und Ausdruck einer ungeheuerlichen Ungleichverteilung. In der Tat, „diese Einsicht zu verbreiten ist immer noch eine intellektuelle und volkspädagogische Herausforderung“. Danke, Herr Misik, für Ihr Bemühen! HANS-JÖRG SCHLICHTE, Hitzacker
Es gibt keine Betulichkeiten
■ betr.: „Das letzte Refugium des Mannes?“, taz vom 7. 4. 10
Warum wird in dem Artikel so herumgeeiert. Was Krieg ist, hat Clausewitz beschrieben: „Der Krieg ist ein Akt der Gewalt, und es gibt in der Anwendung derselben keine Grenzen; so gibt jeder dem anderen das Gesetz, es entsteht eine Wechselwirkung, die dem Begriff nach zum äußersten führen muss.“ Clausewitz hat alles genau analysiert, man braucht das Buch „Vom Kriege“ nur zu lesen. Es gibt keine Betulichkeiten. AXEL TILCH, Dießen am Ammersee
„Frauen killen weicher …“
■ betr.: „Das letzte Refugium des Mannes?“, taz vom 7. 4. 10
Sieh an, die taz sorgt sich um die Bundeswehr. Für ihre Funktionstüchtigkeit brauche die Armee „weibliche Fähigkeiten“, liest man. Motto: Frauen killen weicher und foltern anders. Aber die taz ist in diesen Zeiten feministisch verursachter Verirrungen wenigstens in guter Gesellschaft.
Das Fernsehmagazin „Monitor“ beispielsweise sorgt sich um die Funktionsfähigkeit des Kapitalismus. Hedgefonds seien erfolgreicher, vernahm man vor kurzem in einer Sendung, wenn Frauen in den Vorständen säßen. Motto: weibliche Heuschrecken fressen besser. Und die Stuttgarter Zeitung sorgt sich um den Stuttgarter Bahnhof. Dessen Umbau, das Projekt Stuttgart 21, gebe es nur wegen der „Männer“, die sich immerfort ein Denkmal setzen müssten, verbreitete das Blatt jüngst. Dagegen stünden die „bescheidenen Frauen“. Dass zigfach mehr Männer gegen den Umbau sind als dafür und dass anzunehmenderweise auch mehr Männer als Frauen dagegen seit Monaten demonstrieren, lassen wir hier mal außer Betracht. Darum geht es sowieso nicht.
„Weiblicher Krieg“, „weiblicher Kapitalismus“ „weibliches usw. usf.“ – vielen Dank, dass so langsam klar wird, was Feminismus & Genderismus tatsächlich sind: ein Projekt zur Restauration der herrschenden Verhältnisse. THOMAS MOSER, Berlin
Maulwurf vertilgt Wurzelfresser
■ betr.: „Des Gärtners Mühen“, sonntaz v. 3. 4. 10
„Den Rest macht der Wind“, Leserinbrief, taz v. 7. 4. 10
Glücklich darf sich schätzen, wer Maulwürfe im Garten hat!
Der Unsinn ist schwer auszutreiben – Maulwürfe sind reine Insektenfresser und fressen keine Wurzeln von Pflanzen an, wie fälschlich im Artikel der sonntaz behauptet. Noch besser: Die Maulwürfe vertilgen gerade solch emsige Wurzelfresser wie z. B. den Engerling. Wer den Maulwurf vertreibt, der hat garantiert den Schaden, weil die sog. „Gartenschädlinge“ dann höchstwahrscheinlich überhandnehmen. Und was das Graben angeht – das ist eine hervorragende Arbeit gegen die Bodenverdichtung, unter der die meisten Gärten und Wiesen leiden. Der naturnah angelegte Garten kommt mit Maulwürfen gut zurecht. Wen’s stört, der sollte sein Gartenbild überdenken oder sich besser dem Briefmarkenhobby zuwenden.
ERICH LUTZ, Dip.-Ing. Landschaftsplanung, Freiburg