LESERINNENBRIEFE :
Ich ziehe meinen Hut!
■ betr.: „Fest der käuflichen Liebe“, taz vom 19. 12. 13
Gut, dass es Journalisten wie Ambros Waibel gibt. Er hat mit seiner Kolumne Herrn Martensteins Stuhl in die Ecke gerückt, wo er hingehört: arrogant, menschenverachtend und geschmacklos. Und der Schriftsteller Waibel hat wieder einmal gezeigt, dass es nicht genügt, in Deutsch „gut“ gewesen zu sein: seine Wortwahl und Ausdruckskraft hat genau das getroffen, was ich wusste, aber nicht hätte aussprechen können. So eine Fähigkeit muss man haben, das kann man/frau nicht lernen. Danke! Ich ziehe meinen Hut!
SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen
Kluger Kommentar
■ betr.: „Fest der käuflichen Liebe“, taz vom 19. 12. 13
Für den klugen Kommentar von Ambros Waibel möchte ich mich herzlich bedanken. Er entreißt der teilweise sehr verrückten Diskussion um die Prostitution die Maske.
Die KämpferInnen für Prostitution und Pornografie innerhalb und außerhalb der taz mögen sich diesen Kommentar „hinter den Spiegel“ stecken. Bei allen Schwierigkeiten für gesetzliche Regelungen: Prostitution, vor allem aber die Nachfrager („Freier“ sind Leute, die die Freiheit beanspruchen, anderer Menschen Körper kaufen zu können) gehören geächtet. LUDWIG HOFFMANN, Wernigerode
Das totale Grauen
■ betr.: „Mehr Einfluss für USA in Europa“, taz vom 17. 12. 13
Als absolut idiotisch zeichnen sich die Konsequenzen aus einem eventuellen Freihandelsabkommen für Europa mit den USA ab. Die wenigen Informationen, die aus den abgeschirmten Verhandlungsräumen der verhandelnden Industriekonzerne und der Staaten nach außen dringen, verursachen das totale Grauen. Die Reste unserer Demokratie werden von der US-amerikanischen Wirtschaftsdiktatur hinweggefegt. Nicht von ungefähr haben vor ein paar Jahren südamerikanische Staaten Freihandelsabkommen mit den USA abgelehnt. Sollten unsere Staatenlenker dämlicher sein? Der Himmel bewahre uns! Wir haben jetzt schon eine Wirtschafts- und Bankendiktatur in nicht unerheblichem Umfang. Frau Merkel sollte ihre „Bedenken“ in ein unumstößliches Veto umwandeln.
INGE NAUJOKS, Krefeld
Schnöde Handarbeit
■ betr.: „Oh Tannenbaum, oh giftiger Baum“, taz vom 19. 12. 13
Einen nicht pyramidenförmig gewachsenen Weihnachtsbaum kann man und frau mit Pestiziden und sonstigen Chemiekeulen spritzen bis zum Abwinken, er wird dadurch nicht die gewünschte Form erhalten. Das ist Kokolores. Den gleichmäßigen Wuchs, wie er von den VerbraucherInnen nachgefragt wird, erhält frau nur durch eines: schnöde Handarbeit im Frühsommer, wenn die neuen Triebe gewachsen sind. Dann streift die Weihnachtsbaumproduzentin durch ihre Kulturen und „trimmt“ die Bäume: kappt per Zange überlange Triebe und bindet ungerade Spitzen mit einem Stab nach oben. So wird ein schöner, gerade und dicht gewachsener Baum daraus! INGRID KÖRNER, Bornholdt
Romantisierende Lösung
■ betr.: „Sie reagieren wie Arten im Tierreich“, taz vom 14. 12. 13
Das Interview mit Sukhdev könnte interessant sein, ist er doch zur Zeit durchaus ein Star für die Ökoszene, doch seine Analysen und Vorschläge sind erschütternd naiv und werden daher nicht helfen. Anstatt dafür zu werben, dass Deutschland und Europa beim Klimaschutz vorangehen, sagt er: Einzelne Staaten können (und implizit sollten) nicht vorangehen, dann wandere die Wirtschaft ab. Evidenz gibt es dafür praktisch keine. Kein Wunder: Die Energiekosten liegen im Schnitt bei 2 Prozent der Gesamtkosten der Unternehmen. Nur bei wenigen energieintensiven Industrien ist es sehr viel mehr, um die muss man sich eben kümmern, und so sind in Deutschland auch die Regeln: von Ausnahmen bei der Energiesteuer bis zur praktischen Freistellung von der EEG-Umlage oder Netzentgelten. Einzelne Länder und Regionen können und müssen handeln. Es ist auch wirtschaftlich vernünftig, schon jetzt auf das Energiesystem der Zukunft, basierend auf Effizienz und Erneuerbaren, zu setzen!
Auch die Lösung, die Sukhdev anbietet, lässt schaudern: die CEOs sollen sich (mit ein paar Staatschefs) zusammensetzen und Klimaschutz beschließen. Das ist Unsinn. Die CEOs sind Angestellte der Shareholder. Sinkt der Gewinn, werden sie abgelöst oder die Firma gleich aufgekauft. Denn die Shareholder, zumeist selbst Firmen/Fonds/Banken, die verpflichtet sind, im Sinne ihrer Shareholder zu agieren, können und dürfen gar nicht anders handeln! Sukhdev nennt zwar anfangs noch genau diese Konstruktion, die AG mit begrenzter Haftung, als Problemursache, vergisst das dann aber bei der romantisierenden Lösung.
Kapitalgesellschaften können nicht moralisch handeln, es sei denn, rechtliche Regelungen zwingen sie dazu. Solche Regelungen sind nötig. Möglich ist das: Indien zum Beispiel verlangt, dass Firmen 2 Prozent des Nettogewinns für Corporate Social Responsibility ausgeben – von Klimaschutz bis Bildungsförderung. Das reicht natürlich nicht. Benötigt wird mehr: zum Beispiel kein Börsenhandel von Aktien, wenn die Satzung der AG nicht überall Zahlung von quantitativ festgelegten Mindestlöhnen und Einhaltung von definierten Umweltstandards festlegt. SILKE KARCHER, Berlin