LESERINNENBRIEFE :
So einfach ist das
■ betr.: „Der Konkurrenzkatholik“, taz vom 1. 2. 14
Endlich einmal fällt das Wort „Konkurrenz“ im Zusammenhang mit Kirche, hier gemünzt auf die katholische und ihre hartgesottenen Untergruppen, die ihre Aufgabe, ähnlich wie strikte Moslems, in kinderreichen Familien sehen. Da will ich keine der monotheistischen Organisationen in all ihren Untergruppierungen ausschließen. Sie alle buhlen seit mindestens 2.000 Jahren und in zunehmendem Maß um Anhänger. Denn möglichst viele Anhänger = möglichst viel Macht.
Auf dem Weg dorthin gibt es Möglichkeiten. Eine ist missionieren. Das war schon immer ein schwierigeres Geschäft. Die andere ist, wenn sich die Anhänger fleißig vermehren, das ist dann ein Selbstläufer. Gute Beispiele aus jüngerer Zeit: Das katholische Opus Dei oder die Mormonen. Auch deshalb ist man allem gegenüber feind, was nicht zur schnellen Vermehrung führt (Stichwort Homosexualität oder Engagement im Beruf). Es ist nichts weiter als eine Konkurrenz- und Machtfrage. Genau wie unter anderen Großkonzernen auch. So einfach ist das. Amen.
LEONORE WEISSENBURGER, Fachbach
Was für ein Trauerspiel
■ betr.: „Plattitüden, Panzer und Polemik“, taz vom 1. 2. 14
Die Gewinne einiger großer deutscher Rüstungskonzerne schrumpfen. Da passt es gut, dass Bundesregierung und Bundespräsident mehr weltweite Bundeswehreinsätze fordern. Das Militär soll in zunehmendem Maße Mittel der Politik sein, was mit der Übernahme internationaler Verantwortung begründet wird, doch in Wirklichkeit geht es um deutsche Macht- und Wirtschaftsinteressen, wie den Verteidigungspolitischen Richtlinien zu entnehmen ist.
Wirkliche internationale Verantwortung ist unter anderem im Stopp von Rüstungsexporten, in der Schaffung gerechter Handelsbedingungen, der Förderung von Bildung, der Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt zu sehen. Das alles wird aber wohl weiterhin leider vernachlässigt werden. Was für ein Trauerspiel.
JOACHIM FISCHER, Bremen
Alles Zufall, natürlich
■ betr.: „Rüstungsfirmen kriegen die Krise“, „Plattitüden, Panzer und Polemik“, taz vom 1. 2. 14
Rechtzeitig zur Münchner „Sicherheitskonferenz“ hat Sipri dankenswerterweise berichtet, wie es in der Rüstungsindustrie kriselt und dass die Konzerne sich „mit allen Mitteln“ bemühen, Aufträge an Land zu ziehen. So kann man sich einen Reim drauf machen, wenn unsere frisch gebackene Kriegsministerin seit Tagen Stimmung für die Ausweitung der Bundeswehr-Auslandseinsätze macht, von Gauck jetzt in München durch blumige Worte von „Verantwortung“ und einer „stärkeren Rolle Deutschlands in der Welt“ abgesegnet. Alles Zufall, natürlich! SABINE MIEHE, Marburg
Ein kenntnisreicher Beitrag
■ betr.: „Mali, das Musterland“, taz vom 29. 1. 14
Endlich mal ein kenntnisreicher Beitrag in der taz, der die Probleme dieser Welt, diesmal am Beispiel von Mali, nicht mit noch mehr Waffen, noch mehr Soldaten und noch höheren Militärausgaben lösen will. Solche Beiträge wünsche ich mir als Leser der taz auch zu anderen Konfliktfeldern. Dass die taz inzwischen schon fast täglich direkt und indirekt bejammert und beklagt, dass die USA nicht doch ihre Marschflugkörper auf Syrien abgeschossen haben, ist nicht das, was ich mir von einer alternativen Tageszeitung erwarte. Und wie der Beitrag über Mali zeigt geht es ja auch anders. Dafür meinen Dank. ROLF WALTHER, Ohlstadt
Kein gutes Zeichen
■ betr.: „Mali, das Musterland“, taz vom 29. 1. 14
Fakt ist, dass sich die Anti-Hitler-Allianz eingemischt hat, um unter anderem dem Völkermord Deutschlands an den Juden Europas ein Ende zu machen. Wenn das (mit erstaunlicher Nachsicht) wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommene Deutschland heutzutage die Augen gegenüber anderen Metzeleien in der Welt verschließt und nicht dazu beitragen will, dass Massenmorde verhindert werden, dann ist das kein gutes Zeichen der Dankbarkeit all denen gegenüber, die letzten Endes dem nationalsozialistischen Wahn mehr als nur Paroli geboten haben.
Das Ganze ist natürlich eine Frage der Definition: verteidigen wir unsere „Freiheit“ am Hindukusch, am Nil oder jetzt in Mali? Sobald geopolitisch/wirtschaftlich/strategische Interessen eine Rolle spielen, bei denen humanitäre, vorgeschobene Gründe eine Rolle spielen, ist Vorsicht geboten. Insofern hat Frau Wiedemann Recht
Im Übrigen: Die aktuelle, kleingeistige Debatte „Europa ja oder nein“ lenkt doch nur von der Tatsache ab, dass wir längst alle Bürgerinnen und Bürger der einen, einzigen Welt (Erde) sind und dass alles, was hier geschieht, uns alle angeht. Diese Welt ist so klein und eng zusammengewachsen, dass einem schwindelig werden kann. Ja, das ist so: wenn heute in Indien eine Frau vergewaltigt wird, erfahren wir das in den Abendnachrichten. Da gibt es doch nur ein Entweder-oder: Entweder wir betreiben weiterhin Vogel-Strauß-Politik, oder wir mischen uns ein, wenn wir schon wissen, was in dieser, unser aller Welt passiert. Wenn wir es nicht tun, tun es andere, und das könnte uns eines Tages bitter aufstoßen. HEINZ MUNDSCHAU, Aachen