LESERINNENBRIEFE :
Auch um Inhalte gestritten
■ betr.: „Nur auf die Revolution warten“, taz bremen vom 1.11.2010
Es stimmt, dass es in der Bremer Linkspartei „Beutegemeinschaften“ gibt, da es rund um die Bürgerschaftsfraktion um viel Geld geht. Die Wahrnehmung eigener Interessen ist völlig legitim, auch wenn die Formen manchmal etwas nerven. Aber es ging auf dem Parteitag auch um richtige Differenzen der politischen Strategie. Die eine Gruppe will mehr den parlamentarischen Weg gehen und sich auf die Arbeit in den Parlamenten konzentrieren, während für die andere Gruppe die Parlamentsarbeit nur ein – und nicht einmal der wichtigste – Teil der Politik sein kann. Die politische Arbeit in Gesellschaft, Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Organisationen usw. wäre wichtiger, weil es nur durch gesellschaftlichen Druck zu tatsächlichen Änderungen kommen könne, siehe Stuttgart 21 und die „Castor schottern!“-Bewegung. Darüber wird auf Parteitagen immer wieder gestritten und entschieden. Und das ist auch gut so und notwendig! Die Debatten um Inhalte kamen in dem Bericht etwas kurz. Sönke Hundt, Bremen
Auf christliche Freiheit besinnen
■ betr.: „Republik, weniger Religion“, taz bremen vom 3.11.2010
Ich begrüße als evangelischer Christ das Bemühen von Horst Isola (SPD) um eine Trennung von Kirche und Staat, die, obwohl sie grundgesetzlich verankert ist, nur auf dem Papier existiert. Der Staat unterstützt die Kirchen auch finanziell, und diese halten sich sozusagen im Gegenzug mit berechtigter und nötiger Kritik an seiner Politik leider ziemlich zurück. Ein Beispiel dafür ist die Militärseelsorge. Die Kirchen stellen Pastoren und Pfarrer bereit, die die Bundeswehr bezahlt. Damit unterstützen die Kirchen die Militarisierung der deutschen Außenpolitik statt sie als Verstoß gegen die christliche Lehre der Gewaltlosigkeit abzulehnen. Es stünde ihnen gut an, sich wieder mehr auf ihre christliche Freiheit zu besinnen, dem Staat öfter auf die Füße zu treten und insbesonders von den Parteien, die sich mit ihren Namen auf Christus berufen, eine Politik einzufordern, die den Benachteiligten und nicht den Reichen dient, die die Umwelt wirklich schützt und Frieden nicht mit Waffen schaffen möchte. Eine wirkliche Trennung von Staat und Kirche würde den Kirchen vielleicht zu dieser Freiheit verhelfen. Joachim Fischer, Bremen