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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Mutterschutzgesetz untergraben

■ betr.: „Macht mal, Supermädels“ von Barbara Dribbusch,taz zwei vom 21. 1. 11

Ministerin Schröder verzichtet auf den Mutterschutz. Sie zieht sich zwar nach Hause zurück, will von dort aus aber weiterarbeiten. Damit untergräbt sie das Mutterschutzgesetz und macht es noch ein kleines bisschen schwerer, sich für ein Kind zu entscheiden. Natürlich, für Selbstständige gilt diese Regelung nicht, sie dürfen auch kurz vor der Geburt noch arbeiten und ihr Neugeborenes mit vor den Computer nehmen. Aber die Frau Ministerin ist nicht selbstständig, sie hat durchaus Möglichkeiten, sich vertreten zu lassen.

Und was noch viel wichtiger ist: Sie ist ein Vorbild. Sie zeigt allen werdenden Müttern: „Habt euch nicht so, egal was das Gesetz sagt, ihr könnt arbeiten.“ Ein deutliches Zeichen an junge Frauen, aber auch an die Herren in den Führungsetagen: Auf den Mutterschutz muss keine Rücksicht genommen werden! JULIKA HOFMANN, Hamburg

Der Druck wird stärker

■ betr.: „Macht mal, Supermädels“, taz zwei vom 21. 1. 11

Liebe Frau Dribbusch, vielen Dank für die klaren Worte und die Rückenstärkung für uns „normale“ Mütter! Ich habe vier Kinder im Alter von 25 bis 12 und habe schon immer versucht, Kinder, Haushalt, Ehe und Ausbildung unter einen Hut zu bringen. Zum Glück hatte ich lange Zeit einen unterstützenden Partner sowie unterstützende Großeltern. Ich kann nur mit Schaudern daran denken, wie es ist, wenn frau als Alleinerziehende arbeiten und das Kind abgeben muss! Ich sehe allerdings mit Sorge die Entwicklung und den immer stärker werdenden Druck für die Mütter, möglichst bald wieder zu arbeiten! Bindungsfähigkeit muss meiner Meinung nach aufgebaut werden und der Grundstein dazu liegt in der Dyade Mutter-Kind. Wobei ich der Dyade Vater-Kind fast den gleichen Stellenwert einräumen möchte. Kinder, die zwischen Spielen und Entdecken immer auch noch an die Brust der Mutter zum lustvollen Nuckeln und Kuscheln zurückkehren dürfen, haben meines Erachtens die beste Basis für eine Weiterentwicklung in die Selbständigkeit.

DORIS SUDERMANN, Nürnberg

Das Marken-Prinzip

■ betr.: „Wir wählen ein Lebensgefühl“ von Rainer Kreuzer,taz vom 22. 1. 11

Danke für die spannende Analyse des GAL-Hypes trotz Zustimmung der grünen Partei zu Kohle-Kraftwerk und Elbvertiefung. Interessant wäre auch der Frage nachzugehen, ob das Marken-Prinzip umgekehrt ebenfalls funktioniert, etwa bei der Linken. So wie die Grünen eine moderne nachhaltige, verantwortungsbewusste Politik verkaufen, hängt der Linken das Klischee der beschränkten, unbeweglichen altvorderen Stasi-Kommunisten an – auch wenn sie dieses in zehn Jahren Regierungsrealität in Berlin längst widerlegt hat.

VERA BÖPPLE, Berlin

Die Grabesruhe einer Diktatur

■ betr.: „Ben Alis Partei ohne Politbüro“ u. a., taz vom 21. 1. 11, „Endlich Freiheit für die Bücher“, taz vom 22. 1. 11

Mit großer Anteilnahme verfolgte ich in den zurückliegenden Wochen die Berichterstattung in der Heilbronner Stimme zu den Vorgängen in Tunesien. Diese Anteilnahme hat ihren Grund: über mehr als drei Jahrzehnte habe ich, zuerst in einer Gruppe, dann als Einzelne in der deutschen Sektion von amnesty international die Arbeit zu Tunesien koordiniert. Wir haben uns um die vielen politischen Gefangenen in Tunesien bemüht und haben uns für die Einhaltung der Menschenrechte, besonders der Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit eingesetzt. Das war ein schwieriges Unterfangen.

Besonders schwierig war der Einsatz gegen die Folter, die im Regime von Ben Ali zur Erpressung von Geständnissen systematisch angewandt wurde. Mancher Gefangene ist daran gestorben. Dazu muss ich bedauernd sagen, dass wir bei unserer Arbeit von Seiten der deutschen Regierung neben hohlen Worthülsen kaum Unterstützung erfahren haben. Hier zählte nur, dass im Lande Ben Alis Ruhe herrschte, auch wenn es die Grabesruhe einer Diktatur war. Dabei waren die Verhältnisse in Tunesien durchaus bekannt.

Die mutige tunesische Journalistin Sihem Bensedrine, die weder Gefängnis noch die Gefahr für Leib und Leben auf der Straße scheute, um sich für die Menschenrechte in Tunesien einzusetzen, hat schon 2004 in ihrem Buch „Despoten vor Europas Haustür“ (Kunstmann-Verlag) die schlimmen Verhältnisse in den Diktaturen Nordafrikas, besonders in Tunesien, eindringlich beschrieben. Jetzt kommen diese Dinge endlich ans Tageslicht. Es ist dem tunesischen Volk zu wünschen, dass es die Kraft hat, seinen Widerstand so lange weiterzuführen, bis der wunderschöne Werbeslogan „Tunesien, das ist zuerst ein Lächeln“ wieder für das Land zutrifft.

HELGA LINDENMAIER, Unterheinriet

Vorstufe zur Luftgitarre

■ betr.: „Zu viel gemodelt?“, Leservorwurf, taz vom 22. 1. 11

Vielleicht kann ich als „Mucker“ zur Aufklärung beitragen: Ich kenne den Begriff „Posing“ vor allem aus der Rockmusik. Als „Poser“ werden abfällig die Musiker der Genres bezeichnet, in denen es mehr um die optische Darbietung, den Habitus und die Inszenierung geht als um die Musik. Quasi die Vorstufe zur Luftgitarre …

CLAUS MISFELDT, Kiel