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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Verschwendung kostbaren Stroms

■ betr.: „Öko gegen Öko“, taz vom 15. 6. 11

Pumpspeicher oder Kavernenkraftwerke sind im letzten Jahrhundert für die zentrale Energieversorgung entwickelt worden. Der billige Überschuss der Großkraftwerke in der Nacht wird am Tag teuer verkauft. In wenigen Stunden ist das Oberbecken leer und 20 Prozent Strom wurden verbraucht. In diesem Jahrhundert wurde noch kein Pumpspeicher genehmigt. Um die zentrale Struktur der Energiegewinnung zu wahren, soll Deutschland, soll Europa „unter Strom“ gesetzt werden: Pumpstrom für die Speicherung in Süddeutschland soll von der Nordsee kommen, aber auch noch Jahrzehnte weiterhin aus Großkraftwerken. Und der geplante Pumpspeicher im Südschwarzwald liegt keine 20 Kilometer von dem jüngsten AKW in der Schweiz entfernt. Dieses soll 2034 abgeschaltet werden. Und Frankreich liegt um die Ecke!? Eine dezentrale Energiewende erkennt zunehmend, dass Pumpspeicher kostbaren Strom verschwenden, unwiederbringlich Landschaft und im gegebenen Fall beste Trinkwasserreserve verschlucken und Flauten nicht erwähnenswert überbrücken können. JOSEPH NOSS, Herrischried

„Schmächtig“ und „unsicher“

■ betr.: „Auf der Suche nach der Glückszahl“, taz v. 11./12./13. 6. 11

Da sind Sie ja an einem superinteressanten Thema dran! Geärgert habe ich mich über die herabsetzenden Äußerungen, was Aussehen und Auftreten von Daniela Kolbe betrifft. Mit dem Thema hat das nichts zu tun, ob Kolbe „schmächtig“, „unsicher“ oder wie auch immer auf Sie gewirkt hat. Den Satz „Es hätte wahrscheinlich schlechtere Kandidaten gegeben für den Job“ finde ich unverschämt. Daniela Kolbe ist doch offensichtlich kompetent und engagiert und muss nicht durch forsches Auftreten Sie oder andere beeindrucken. Lassen Sie sie doch wie eine Studentin wirken oder auch mal ein Zittern in der Stimme haben! Bei Ihrem Beitrag scheint mal wieder der „Trend“ durchzuschlagen, bei Frauen zuerst nach Haarfrisur oder Schuhen zu gucken und die Qualifikation infrage zu stellen, die bei Männern als selbstverständlich unterstellt wird. RENATE GEORGY, Hamburg

Ideologieschusterei fast am Ende

■ betr.: „Griechenland im Streikfieber“, taz vom 15. 6. 11

Das Finanzsystem Europas zeigt seine Morbidität und Griechenland ist der (Haupt-)Symptomträger. Ein kranker Organismus sucht sich die schwächste Stelle als Symptomträger. Portugal ist Nummer zwei. Typisch ist die Destruktivität der „Hilfe“ in solchen Systemen; sie bremsen die Talfahrt ein wenig, halten sie aber nicht auf, verschlimmern eher noch! Die Ideologieschusterei der Politiker, welche die Misere verbergen soll, ist fast am Ende! STEPHEN BOY, Braunschweig

Von Vorurteilen geprägt

■ betr.: „Eine Farce in Stammheim“, taz vom 8. 6. 11

Bei der Lektüre dieses „Berichtes“ vom Prozess gegen Verena Becker blieb mir die Spucke weg. Eine ganze Seite für die Kolportage der absurden Verschwörungstheorie vom heimlichen Bündnis zwischen Staatsanwaltschaft und Becker via Verfassungsschutz, und nicht zuletzt die menschenverachtende Art und Weise, wie Kraushaar sich zu Verena Beckers Gesichtsausdruck auslässt. Sein Bericht ist eine von Vorurteilen geprägte Momentaufnahme, die nicht einmal ansatzweise diesem Verfahren gerecht wird, das mit Zeugen vom Hörensagen und Stimmungsmache arbeitet, weil konkrete Beweise nicht oder nicht mehr aufzutreiben sind.

Es drängt sich mir der Vergleich mit der Rolle von Alice Schwarzer bei ihrer Bild-Berichterstattung über den Kachelmann-Prozess auf – die allerdings hat sich wenigstens die Mühe gemacht, ihre Vorurteile durch häufige Präsenz beim Prozess selbst ein wenig mit dem aufzuladen, was sich in den vielen Verhandlungstagen abgespielt hat.

Warum hier im Wesentlichen auf Betreiben des Sohnes von Buback mit unglaublichem Aufwand an Zeit und Geld und juristisch unhaltbar versucht wird, den linken Terrorismus mal wieder in die öffentliche Debatte zu bringen, wäre vielleicht ein Thema für die taz (man würde sich wünschen, die inzwischen rund 130 Toten aufgrund rechtsradikaler Gewalt und die entsprechenden Strukturen auch nur mit einem Zehntel dieses juristisch-polizeilichen und öffentlichen Aufwands behandelt zu sehen).

Aber bitte ohne Herrn Kraushaar. WOLFGANG NEEF, Berlin