LESERINNENBRIEFE :
Parkplatz für Schloss Britz
■ betr.: „Frotzelnde Flitzpiepe“, taz vom 13. 7. 11
Eine Laudatio auf den Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky, die „mit vielen Missdeutungen Buschkowskys aufräumt“? Ich fand das Ganze nur geschmacklos. Zumal veröffentlicht just an dem Tag, an dem Buschkowsky und seine SPD in einer Sondersitzung der Bezirksverordnetenversammlung unverhohlen zeigten, was ihnen die Kinder und Jugendlichen des Bezirks wert sind: weniger als ein Parkplatz für Schloss Britz oder der Umbau des Rathausfoyers nach historischem Vorbild. Jugendlichen, die gegen das drohende Aus für ihre Projekte protestieren wollten, wurde der Zugang zur öffentlich tagenden BVV teils gewaltsam durch die Polizei verwehrt. An einem Tag, an dem Neuköllns anerkannte grüne Jugendstadträtin Gabi Vonnekold nur knapp einem Abwahlantrag entging, weil sie angeblich ihren Haushalt nicht im Griff hat – was Buschkowsky als Finanzstadtrat besser wissen müsste! Der aber hat sich hineingesteigert in seine irrationale Angst vor „Kreuzberger Verhältnissen“ und schadet aus rein wahltaktischen Motiven weniger der politischen Konkurrenz als den Neuköllner Jugendlichen, den engagierten Trägern und dem Bezirkshaushalt. HENRIKE ORTMANN, Berlin-Neukölln
Missbrauch außerhalb des Heims
■ betr.: „Missbrauch: Schrecken der Heime“, taz vom 14. 7. 11
Die Studie des Deutschen Jugendinstituts, der die taz ihren Aufmacher und das „Thema des Tages“ widmete, ist sehr verdienstvoll. Sie belegt, dass Pädagogen in allen Institutionen sich mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzen müssen. Nicht zuletzt, weil diese Pädagogen wichtig sind als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die Opfer geworden sind, Hilfe und Schutz suchen. Jugendliche in Heimen haben sehr oft sexuelle Gewalt in ihren Familien erlebt und geben sie erschreckend häufig als Täter weiter.
Dass es viele Verdachtsfälle gegenüber dem pädagogischen Personal gibt, darf nicht herunter gespielt werden. Allerdings ist die taz in ihrer Darstellung ungenau. Die Artikel und vor allem die Überschriften sprechen immer wieder von Missbrauch „in Heimen“ und „in Schulen“ und suggerieren somit, dass dort die Übergriffe stattfinden. Man muss schon das Kleingedruckte lesen, um die – nicht weniger erschreckende – Botschaft zu verstehen, dass die Einrichtungen sich insbesondere mit sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen haben, die in Familien und in den „Peergroups“ stattfindet. Dies geschieht nicht „auch“, sondern überwiegend „außerhalb des Heims“.
Die Darstellung der taz kommt daher einer Verfälschung der Befunde nahe. ECKHARD KLIEME, Frankfurt am Main
Wenn die Steine prasseln
■ betr.: „Krieg der Steine“, taz vom 16./17. 7. 11
„Ich greife ja nicht den Menschen an, sondern die Uniform“: Wenn ich so was Naives lese, bekomme ich die Krätze. Ich habe bei der Demo gegen den G-8-Gipfel 2007 erlebt, wie keine 50 Meter von mir entfernt die Steine auf die Straße prasselten. Bei aller Sympathie für Widerstand wurde mir in dem Moment schlagartig bewusst, dass man tot sein kann, wenn man von solch einem Stein getroffen wird. SYBILLE HAUPT, Göttingen
Irgendwie ein normaler Mensch
■ betr.: „Die Straßenkämpfer“, taz vom 16./17. 7. 11
Frau Merkel verkauft gerade Kriegsgerät in Afrika. Da fliegen nicht nur Steine. Politik der Straße. Gentrifizierung. Die gängige Politik ist augenscheinlich nicht mehr nachvollziehbar genug. Fabian Hofmann nimmt sich die Freiheit, gegen die Reichen, die Nazis, die Bullen, gegen den ganzen Staat, die Repressionen, Steine zu werfen. 40-Stunden-Job, Kakao trinken in einem Szenecafé, Latte macchiato für die Freundin. Hofmann wirft ab und zu mal Steine gegen das Establishment. Irgendwie doch ein ganz normaler Mensch mit seinen 25 Jahren. AMOS RUWWE, Bad Mergentheim