LESERINNENBRIEFE :
Fragwürdige Doppelmoral
■ betr.: „Streiks beim Flugzeugbauer“, taz.nord vom 8. 10. 2011
Die Streiks bei Airbus verdienen ihre Berechtigung: Wenn die Beschäftigten eines Betriebes nicht mehr in gerechter Weise von dessen vollen Auftragsbüchern profitieren, stimmt etwas mit dem Werteverständnis der Unternehmensleitung nicht. Was sich auch sehr deutlich darin widerspiegelt, dass in extrem abschätzender Form der angeblich erhöhte Alkoholkonsum der heutigen Auszubildenden thematisiert und damit deren Übernahme infrage gestellt wird – zumal auf den Businesstreffen in der freien Wirtschaft, wo Führungskräfte zusammenkommen, nicht selten und auch nicht gerade sehr wenig getrunken wird.
Der Flugzeugbauer sollte daher dringend über die fragwürdige Doppelmoral seiner Leitungsebene nachdenken. Fehlende Softskills wie Sozialkompetenz oder Teamgeist führen am Ende zu viel höheren Kosten, als seinen Mitarbeitern den nötigen Respekt entgegenzubringen. RASMUS PH. HELT, Hamburg
Moralische Seite des Essens
■ betr.: „Lohndumping-Vorwürfe gegen Geflügelschlachter“, taz.nord vom 14. 10. 2011
Angesichts einer Überversorgung mit Geflügelfleisch in Deutschland und der EU von etwa 10 Prozent sowie des Verdrängungswettkampfes zwischen den beiden ganz großen im Bereich Hühnermast, Rothkötter und der PH Wesjohann-Gruppe ist es folgerichtig, dass auch Kostensenkungen im Lohnbereich herhalten müssen, um sich auf Dauer am Markt halten zu können. Es gibt nur einen Ausweg aus dem Dilemma: Verbraucher müssen sich bewusst werden, dass Nahrungsaufnahme nicht wertfrei ist, sondern unser Essen neben seinen messbaren Qualitäten auch eine moralische Seite hat. ECKARD WENDT, Vorsitzender Tierschutz Landwirtschaft, Celle