LESERINNENBRIEFE :
Personalmangel schadet Hygiene
■ Betr.: „Vertrauen wiedergewinnen“ u. a. , taz.bremen vom 18. 11. 2011
Nun ist also der erste Kopf gerollt und die Bremer Gesundheitspolitiker sowie die GeNo-Leitung können sich rühmen, etwas getan zu haben. Dabei sind die „personellen Konsequenzen“ und die Mängel im Umgang mit dem Problemkeim doch v. a. eine Folge der „Personal-Politik“ der GeNo!
Es war politischer Wille, schwerkranke und sehr kleine Frühgeborene von weniger als 1.500 Gramm schwerpunktmässig in Bremen-Mitte zu versorgen. Nur: Die personelle Ausstattung für einen höheren Anteil sehr aufwändig zu pflegender Frühgeborener wurde nicht mitgeliefert, im Gegenteil! Es wurde weiter Personal gekürzt, sowohl in der Pflege wie ärztlicherseits.
Es ist ein Hohn, wenn die GeNo verkündet, 10 Pflegestellen für die Versorgung einer Früh- und Neugeborenenstation der Maximalversorgung im 3-Schicht-System seien genug!! Das heißt im Schnitt sind 3 Pflegekräfte da, für bis zu 15 sehr kleine Frühgeborene, die viele Schläuche in sich tragen und maximal infektionsgefährdet sind. Wie ich selbst erlebt habe, sind diese Kinder, sobald auch nur ein akuter Notfall, ein Einsatz im Kreißsaal et cetera dazukommt, massiv unterversorgt! Und das ist allgemein bekannt: Hygienemaßnahmen wie die gründliche Händedesinfektion fallen trotz Gewissenhaftigkeit bei Zeitmangel hinten unter.
Wo ÄrztInnen täglich wechseln, weil sie ständig anderweitig aushelfen müssen, hat niemand mehr den Überblick über sich häufende Infektionserreger.
Wenn die Hygienefachkraft chronisch erkrankt ist und niemand für sie ersatzweise arbeitet, fehlt das Korrektiv. Wo der eigentlich bei Kliniken mit mehr als 800 Betten hauptamtlich zu fordernde Hygienefacharzt durch eine billigere Mogelpackung eines Instituts, das über 20 Kliniken „berät“, ersetzt wurde, wird auf dem Rücken der Schwächsten und Hilfebedürftigen gespart.
Frühwarnsysteme benötigen Personal, um zu funktionieren. Die teuren Bedarfsermittlerinstitute, die der GeNo und dem Land Bremen für Hunderttausende Euro Honorar vorrechnen, mit wie wenig Personal man eine Klinik fahren kann, kalkulieren solche Meta-Ebenen der Versorgung nicht mit ein. Personalmangel befördert Hygienefehler. Nichts neues, aber unterrepräsentiert in ihrer bisherigen Analyse der Ereignisse. TINA FINK, FRÜHCHENMUTTER UND KRANKENSCHWESTER, BREMEN
Inszenierter Heldenmut
■ Betr.: „Rektorenkür ausgebremst“, taz.bremen v. 16. 11. 2011
Abgesehen vom Schreibfehler zur Zusammensetzung des Podiums aus einem Mann mit „Steherqualitäten“ (Dekan Arnim von Gleich und Bewerber für das Amt des Rektors) und „vier Zivilklausel-Gegnern“ (muss heißen „vier Zivilklausel-SchützerInnen“) sollte der Öffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben, warum das Podium so einseitig besetzt war. Auf meine Nachfrage beim Organisator Hans-Jörg Kreowski erklärte dieser, dass keine weiteren Uni-Verantwortlichen für das Podium gewonnen werden konnten, die sich ähnlich wie der Dekan „für eine Neufassung der Klausel“ aussprechen.
Das ist bemerkenswert, weil im Juni eine Mehrheit des Akademischen Senats drauf und dran war, Leitlinien für eine Neufassung zu beschließen. Angesichts einer Fülle an Kandidaten kommen Terminprobleme nicht in Frage. Da bei Hochschullehrern Kleinmütigkeit in der Regel nicht unterstellt werden kann, verbleibt für mich das Motiv der bewussten Zurückhaltung, um den öffentlichen Eindruck der „Steherqualitäten“ (vier auf einen Streich) entstehen zu lassen.
Keine demokratisch überzeugende Einstellung. Ebenso wenig wie die des Dekans, der die inhaltliche Kritik an der OHB-Stiftungsprofessur zur „Skandalisierung“ aufbauschte, um dann auf den selbst erzeugten Popanz einzudreschen. Von Gleichs Argumente für eine Neufassung der Klausel wirkten konstruiert, um einen vorgegebenen Zweck zu erfüllen. Fast eintausend UnterzeichnerInnen unterstützen aus guten Gründen die Online-Petition des Asta für den Erhalt der Zivilklausel. DR.-ING. DIETRICH SCHULZE, ZIVILKLAUSEL-SCHÜTZER, KARLSRUHE
OHB ist ein Rüstungsbetrieb
■ Betr.: „Rektorenkür ausgebremst“, taz.bremen v. 16. 11. 2011
Eine Professur „Raumfahrttechnologie“ möchte das Ehepaar Fuchs, Mitbesitzer der Firma „Orbitalhochtechnologie Bremen (OHB)“ stiften. Gegen die Einrichtung dieser Stiftungsprofessur argumentieren das Bremer Friedensforum, mehrere Hochschullehrer und der Allgemeine Studentenausschuss (Asta).
Zwar ist OHB kein Betrieb, der Handfeuerwaffen, Panzer oder Landminen herstellt, aber es produziert Satelliten für die Bundeswehr. Mit der SAR-Lupe, dem bekanntesten Produkt von OHB, „verfügt die Bundeswehr über ein unabhängiges Aufklärungssystem weltweit, wetterunabhängig, zu jeder Tages- und Nachtzeit“, so preist OHB ihr Produkt in einer Werbebroschüre an. Und Generalmajor Kiesel aus dem Verteidigungsministerium präzisiert: „Ein solches System dient der politischen und militärischen Führung zur Planung militärischer Einsätze und den Einsatzkräfte zum zeitgerechten Gewinnen aktuelle Lageinformation“. ERNST BUSCHE, BREMEN