piwik no script img

„L‘ elephant - c‘ est moi!“

 ■  McCASH FLOWS ORAKEL

Palais Brongniart (taz) - Ein Elefant springt ins trübe Wasser der Übernahmeangebote: Frankreichs größte Finanzholding Paribas lancierte am Montag ein öffentliches Kaufangebot im Umfang von 15 Milliarden Franc auf die „Navigation Mixte“, ein Versicherungs- und Mischkonzern. Paribas möchte zwei Drittel des „Mixte„-Kapitals erwerben und ist bereit, 1.850 Franc pro Titel zu zahlen - 50 Franc mehr als die Notierung am Freitag. Alternativ wird ein Tauschhandel angeboten: drei „Paribas“ für einen „Mixte„ -Titel. Etwas für Huassiers, denn dummerweise verlor Paribas am Montag 30 Punkte und liegt jetzt bei 610 Franc. Motiv des kühnen Sprungs von Paribas-Chef Francois-Poncet: mit dem Erwerb des Mischkonzerns (Versicherungen, Lebensmittelindustrie, Allfinanz, Tourismus und Technologie) soll dem Erzfeind „Suez“ Paroli geboten werden. Suez hatte nach spektakulären Spekulantenkämpfen Belgiens „Societe Generale“ und die französische Versicherung „Victoire“ erobern können (siehe taz vom 26.8.: „Suez kriegt den Kanal nicht voll“).

Durch die Aufkäufe der letzten Wochen hat Pariba inzwischen 18,7 Prozent der „Mixte“. Pikanterweise ist diese keineswegs bereit, sich dem Werben des Elefanten zu beugen, im Gegenteil: Marc Fournier, Kapitän der „Navigation Mixte“, erklärte prompt, er wolle zehn Prozent der Paribas aufkaufen: „L‘ elephant - c‘ est moi!“. Fornier fürchtet, daß Paribas seinen Konzern nach Raider-Manier splitten könnte. Weshalb nicht die „Mixte„-Zuckerfabrik „Compagnie francaise de Sucrerie“ der „Beghin Say-Ferruzzi“ zuschustern, deren Namen nicht nur jedem Cafe-Besucher geläufig, sondern auch im Portefeuille der Paribas steht? Und was wird aus den 50 Prozent, die „Navigation Mixte“ am Versicherer „Via Assurance Rhin et Moselle“ hält (den Rest kaufte kürzlich eine gewisse „Allianz„-Gruppe aus der Bundesrepublik), wo Fran?ois-Poncet doch bereits starke Beteiligungen an den Versicherungen „Axa-Midi“ und „AGF“ hält? Paribas könnte sich mit einer Annäherung an die Allianz ein festes Standbein im europaweiten Versicherungsmarkt wachsen lassen. In Paris wird darüber hinaus bereits von einem Insider-Delikt gemunkelt: die „AGF“ hat kurz vor dem Kaufangebot von Paribas sieben Prozent der „Mixte“ erworben. Nun sitzt die AGF im Aufsichtsrat der Paribas, und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn sie nicht von Fran?ois-Poncets Plänen Wind bekommen hätte. Für Unterhaltungs- und Spekulationsstoff ist im Palais Brongniart wieder gesorgt und der schwarze Freitag vorletzter Woche vergessen. Elefanten tragen keine Trauer.

-smo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen