: Kutipps zu unserem Wochenend
Wieder mal haben wir keine Kosten und Mühen für Sie gescheut und den Kreuther Geist eingefangen. Sie wissen schon: dieses dickleibige Gespenst mit großer Ähnlichkeit zum CSU-Padre-Padrone Franz-Josef Strauß, der eben diesen Geist einst nach seinem Ebenbild schuf. „Am Anfang war es sehr aufregend“, schildert unser Mitarbeiter, Kammerjäger Dr. Franz (alle Kassen), seine ersten Eindrücke und verrät, wie ihm der Fang gelungen ist. „Ich habe mir eine Strohhütte gebaut und mich in den überschwemmten Wümmewiesen bei Fischerhude auf die Lauer gelegt.“ Mit Hilfe eines Lockgeistes – dem Geist der Wunder von der Weser – köderte Dr. Franz (M.A.) sein Opfer. „Und dann hieß es: warten, warten, warten.“
Wie lebt es sich denn so in einer Strohhütte in den überschwemmten Wümmewiesen bei Fischerhude? „Och, eigentlich ganz prima“, sagt Dr. Franz (28). „Ich bin mit einem Campingkocher ausgerüstet. Unter meiner Schaffell-belegenen Bettstatt sind die Trinkglasgarnitur ,Dante' (24tlg., für 6 Personen), die Besteckgarnitur ,Flamingo' im Attachékoffer (68tlg., für 12 Personen, 18/19 Edelstahl) sowie die Großraumpfanne ,Galeria' und der Milchschäumer ,Fratello' deponiert.“ Dann kann ja nichts mehr schief gehen? „Nein, genau richtig, schließlich sind Haushaltswochen“, sagt Dr. Franz (nur PrivatpatientInnen), lacht und macht zugleich ein nachdenkliches, geradezu bierernstes, schon fast biederes oder betontrockenes, nachgerade versteinertes Gesicht.
Haushaltswochen gehören zu den besinnlichsten Wochen des Jahres. „Als ich auf der Lauer lag, erschienen mir die Geister des alttestamentarischen Königs David und seines Sohnes Abschalom“, erläutert Dr. Franz (ledig, aber seit 21 Jahren verliebt). Und: Hatten sie Ähnlichkeit mit dem Kreuther Geist? „Nein, wie kommen Sie darauf? Was fällt Ihnen ein?“ Wir müssen langsam mal zur Sache kommen! „Gleich“, sagt Dr. Franz (1,81, 79, 3 Äsinnlose Zahl!Ü). „Mir will einfach nicht einleuchten, warum David den Tod seines Sohnes betrauert hat, obwohl der ihn zuvor stürzte und ermorden wollte.“ Zugegeben, eine interessante Fragestellung. Wenden Sie sich dafür doch bitte an das Predigerseminar in Preetz. „Ein guter Einfall“, sagt Dr. Franz (Frei- und Fahrtenschwimmer), und seine Miene hellt sich auf.
„Es stehen“, so meint Dr. Franz (gebürtiger Obernkirchener, wo der Sandstein herkommt), „ohnehin so viele Negativmeldungen in den Zeitungen. Nur selten sorgt die Frühstückslektüre für aufgehellte Mienen und Heiterkeit. Eher wird zu viel gefaselt oder der überaus aktiven Bluesszene von Bottrop keine hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt.“ In diesem Augenblick mussten wir ein bisschen drängen. Dr. Franz' Miene verfinsterte sich erneut. „Ich erschlage Sie gleich mit der Pfanne ,Splash', 24cm, wenn Sie weiter so hektisch sind! Ich möchte noch folgende Bemerkung machen ...“ taz
Lesen Sie demnächst, warum Andrea Fischer die Lieblingsgrüne des Kreuther Geistes ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
