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Kutipp: Die „letzten Tage“ bei „arte“

Allenfalls als Marstheater konnte sich Karl Kraus eine Inszenierung seines Stückes „Die letzten Tage der Menschheit“ vorstellen. Doch im Sommer bewies der Regisseur und Choreograph Hans „Energiebündel“ Kresnik das Gegenteil: Seine Inszenierung der Weltkrieg-I-Apokalypse im U-Boot-Bunker „Valentin“ zu Bremen-Farge wurde zu einem der spektakulärsten irdischen Theaterereignisse der Saison. Wer einen Besuch verpasst hat, braucht nicht auf die Wiederaufnahme im nächsten Sommer zu warten. Denn in Zusammenarbeit mit Radio Bremen hat der Kulturkanal „arte“ das Stück aufgezeichnet.

Der Marsfilm vom Marstheater jagt einem beim Zusehen gleich zu Beginn den ersten Gänsehautschauer über den Rücken. Denn Klaus Bertram, der als ein Regisseur für die besonderen und schwierigen Aufgaben gilt, zeigt am Anfang, was man im Bunker nicht sieht. Während das Publikum noch draußen steht und Serge Webers Musik hört, lässt der TV-Regisseur die Kamera ganz langsam über den Brettersteg für das anschließende „Prozessionstheater“ fahren. Die größte Stärke des Theaters wird so auch in der Fernsehfassung deutlich: Dass Hans Kresnik den Bunker inszeniert hat.

Bertram filmt das Theater nicht bloß ab. Mit Schwenkkran und Handkamera fliegt er über und durch das Spektakel. Außerdem lässt er die SchauspielerInnen manche Szenen direkt in die Kamera spielen. Näher kann eine Fernsehfassung solch einer ungewöhnlichen Inszenierung kaum kommen. ck

Aufzeichnung sowie ein Kresnik-Portrait heute, 14. Dezember, 21.40 Uhr auf „arte“

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