Kurzkritik: „Ulrike Maria Stuart“ im Brauhauskeller : Terror als Unterhaltung
Ulrike Meinhof ist Maria Stuart, Gudrun Ensslin ist Elisabeth I. Die RAF – ein Drama innig verfeindeter Königinnen. Das ist die Geschichte, wie Elfriede Jelinek sie 2005 in „Ulrike Maria Stuart“ interpretierte. Am Samstag feierte das Stück in der Inszenierung von Mirja Biel und Joerg Zboralski im Brauhauskeller eine gelungene Premiere.
An Schillers Dramen interessiere sie am meisten die „Sprech-Wut der Personen“, hat Jelinek einmal geschrieben. Und so ist es auch die ungebrochene Wucht der Sprache, die dieses Stück groß macht. Nebenbei wird einmal mehr die RAF-Historie erzählt, liebevoll durch Handpuppentheater ironisiert. Gleichwohl ist Jelinek weit davon entfernt, dem Mythos zu erliegen. Baader, Meinhof, Ensslin, sie erscheinen als selbstsüchtige, bisweilen wahnhafte, doch ziellose Pop-Figuren, die sich für bessere Menschen und die anderen für Schweine halten. Zugleich ist „Ulrike Maria Stuart“ ein Stück über das Scheitern hehrer Träume, getragen von Hoffnungslosigkeit, ein pessimistischer Kommentar über die Möglichkeit einer radikaler Veränderbarkeit der Welt. An ihrem offenen Ende steht, inhaltlich etwas dünn, der Verweis auf den „Terror der Ökonomie“. Und das stellvertretende Selbstbekenntnis der drei SchauspielerInnen Johanna Geissler, Irene Kleinschmidt und Glenn Goltz, die auch irgendwie dagegen sind, aber nicht so recht wissen, wie, für was sie sich engagieren sollen, sich machtlos fühlen. Bjel und Zboralski lieferten zuletzt mit „Groß und klein“ von Botho Strauß eine eher unentschlossene und uninspirierte Arbeit ab. Mit „Ulrike Maria Stuart“ gelingt ihnen dagegen ein nachdenklicher und trotzdem wunderbar unterhaltsamer Theaterabend: Eine überzeugende Inszenierung, trotz kleinerer Schwächen der SchauspielerInnen, die dem allzu poppigen, klamaukigen gerade noch widersteht. JAN ZIER
23., 27., 31., März sowie 2., 20., 29. April, im Brauhauskeller