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Kunzelmann in Häppchen

■ Nachdem der Apo-Opa bei Bio autrat, fahndet die Polizei jetzt mit Hochdruck

Nach mehr als einem Jahr im Untergrund genoß der totgeglaubte Politprovokateur Dieter Kunzelmann am Dienstag abend sichtlich das Scheinwerferlicht. Unbehelligt von der nach ihm fahndenden Polizei war es dem mit drei Haftbefehlen Gesuchten gelungen, überraschend in der ARD-Talkshow „Boulevard Bio“ aufzutreten. Obwohl es in Köln, wo die Show am Nachmittag aufgezeichnet wurde, wegen des EU-Gipfels vor Sicherheitskräften wimmelte, sonnte sich der 59jährige Apo-Opa in seiner Medieninszenierung. Die Berliner Polizei guckte derweil in die Röhre: „Wir hätten ihn auch gerne interviewt“, sagte ein Beamter. Doch als die Sendung ausgestrahlt wurde, war Kunzelmann längst wieder untergetaucht.

Kunzelmann war wegen zweier Eierwürfe auf den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen zu elfeinhalb Monaten Haft verurteilt worden – statt sie anzutreten, verschwand er im Herbst 1997 und gab eine fingierte Todesanzeige über seinen Selbstmord bei einer Berliner Zeitung auf.

Nun aber, beteuerte er, werde er sich „in absehbarer Zeit“ ins Gefängnis begeben – möglicher Termin soll sein 60. Geburtstag am 14. Juli sein. Als Motiv nannte der Mitbegründer der „Kommune 1“ die Liebe zu seiner Wahlheimat Berlin, wo er sich „endlich wieder frei bewegen“ und neue Polit-Aktionen in Angriff nehmen will. Doch bevor Kunzelmann in den Knast wandert, will er sich „häppchenweise“ in weiteren Aktionen der Öffentlichkeit zeigen, sagte sein Anwalt.

Die Polizei fahnde „weiter auf Hochtouren“, sagte eine Sprecherin gestern. Angesichts des Kunzelmann-Coups sei jetzt erst mal „Ärger angesagt“. Zuletzt hatte der Politclown die Beamten bei der Bundespräsidentenwahl in Alarm versetzt, weil er vollmundig einen Auftritt vor dem Reichstag ankündigte. dpa

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