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■ Theo und das TachelesKunst als Quiz

Daß Kunst zuallererst Rezeption und eben diese eine recht geschmäcklerische Angelegenheit ist, wird keiner ernsthaft bestreiten. So gesehen hat sich das Tacheles als Gesamtkunstwerk zurückgemeldet. Nun kann endlich wieder aus den Kaffeesätzen gelesen werden. Theo und das Tacheles: Wer steckt dahinter?

Fünf Jahre lang haben sich die Tacheles-Betreiber über den Streit um die Zuständigkeit gefreut und keine Miete zahlen müssen. Einen Zustand, den der Kultursenator offenbar noch gerne verlängert hätte. Doch Pieroth wußte es besser. Keine Chance, das Gebäude für Berlin zu sichern, hieß es, und ungeklärte Eigentumsverhältnisse zu klären erfordere schließlich der Rechtsstaat.

Woher dieser Zeitdruck? Wollte da einer dem in Berlin nicht in allen Kreisen gelittenen Fundus-Magnaten Jagdfeld vors Knie treten (Lyrik). Oder der eine Kollege dem andern im Kulturressort eins auswischen (Komödie)? Ging es gar um Triviales? Unterschrieb da einer ein Stück Papier aus, sagen wir es einfach: bloßer Pflichterfüllung (Prosa). Daß hinter Pieroths Entscheidung, wie vom Kultursenator vermutet, ein Wahlkampfmanöver ums Tacheles steckt, darf freilich bezweifelt werden. Selbst ein CDU-Senator würde sich nicht entblöden, wahlkampfwirksam, also öffentlich, das Aus für das auch beim Goethe-Institut beliebte Off-Projekt zu verkünden. Zumal die Miete, die der Kultursenator zahlen müßte, auch wieder aus dem Landeshaushalt kommen würde. Es darf also interpretiert werden. Künstlerisch gesehen ist das nicht das Schlechteste. Das Kunsthaus als eigentumsrechtliche Installation im öffentlichen Raum – wann hat es im Tacheles eine derartige Rezeptionsästhetik zuletzt gegeben? Uwe Rada

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