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Kunick bleibt Kunick bleibt Kunick

■ Opposition im Urlaub / SPD findet auch nach langem Suchen keinen Fehler am Bausenator

Konrad Kunick bleibt Bausenator. Daran wird die heutige Bürgerschafts-Sondersitzung genauso wenig ändern wie der Abriß des Senatsgästehauses oder die unaufhaltsame Kostensteigerung des Kongreßcentrums: Die Abgeordneten, die heute über Kunicks Sündenregister abstimmen sollen, hatten sich bereits gestern festgelegt, ob sie Kunick nun ihr Miß oder Vertrauen aussprechen sollen. Voraussichtliches Ergebnis: 54 zu 44 für Kunick.

Nicht einmal die Opposition wird heute komplett für den eigenen Antrag stimmen. Mindestens drei Abgeordnete werden an der Sitzung gar nicht erst teilnehmen. Den Grünen fehlt Martin Thomas. Thomas hatte es bereits vor einer Woche abgelehnt, einen seit langem geplanten Korsika-Urlaub zu verschieben, um Kunick sein Vertrauen zu entziehen. Neben Thomas wird vermutlich ausgerechnet die baupolitische Sprecherin der Grünen, Irmgard Jahnke, fehlen. Jahnke weilt zur Zeit in England, wo sie gestern aufgeregte Anrufe der Fraktionsstallwache erreichten. Ob Jahnke sich deswegen zu einer vorzeitigen Rückkehr entschließen konnte, wissen die Grünen selbst noch nicht.

Als auf Kreta einstweilen verschollen mußte gestern die FDP ihren Abgeordneten Harald Neujahr abschreiben. Neujahr, so hieß es entschuldigend in der FDP-Zentrale, treibe sich mit gemietetem Auto aber ohne festes Domizil auf der griechischen Insel herum. Durch die „flächendeckende Versorgung Zyperns“ mit Telebriefen konnte wenigstens FDP -Bauxperte Heinrich Welke rechtzeitig von der unvorhersehbaren Kunick-Krise informiert werden.

„Alle Mann an Deck“ vermeldete gestern allein die CDU. Mehr oder weniger braungebrannt - am braunsten Verkehrsexperte Helmut Pflugradt, dessen Urlaub Kunicks Eskapaden ein vorzeitiges Ende setzten - wird die 25-köpfige CDU-Fraktion heute ihre Stimmzettel gegen Kunick falten. Macht Summa summarum: Keine Chance für die nötige absolute Oppositionsmehrheit von 51 Stimmen gegen Kunick.

Komplett zu Hause bleiben könnten theoretisch die 55 SPD -Abgeordneten. Kommen werden vermutlich 54. Allein die Hemelinger Abgeordnete Gisela Fröhlich ist „wg. Weltreise“ entschuldigt. Die Oppositions-Hoffnung,

die in den eigenen Reihen fehlenden Stimmen durch SPD -interne Kunick-Kritiker zu ersetzen, dürfte dennoch nicht aufgehen. Nach einer mehrstündigen Fraktionssitzung und eindringlichen Appellen von Bürgermeister Wedemeier, Finanzsenator Grobecker und Kunick selbst, sprachen sich die Genossen in einer Probeabstimmung gestern einstimmig für Kunick aus. Nur eine Handvoll Abgeordnete hatte in der vorausgegangen Debatte zumindest den Stil, in dem der Gästehausabriß durchgesetzt worden war, kritisiert. Einen Rücktrittsgrund mochte darin jedoch niemand entdecken. Schon gar nicht für Konrad Kunick. Wenn die Opposition

schon Köpfe rollen sehen will, soll sie sich wenigstens die richtign aussuchen, hatte Claus Grobecker den Gästehaus -Verkauf im wesentlichen auf seine Kappe genommen.

Versöhnt mit der aktuellen Senatszusammensetzung sind schließlich auch die beiden als aussichtsreichste Kunick -Nachfolger gehandelten Genossen: Fraktionschef Claus Dittbrenner, so weiß man in SPD-Kreisen, will statt Bausenator sowieso lieber Geschäftsführer der Bremischen werden und würde damit den Fraktionsvorsitz für Ex-Bau- und Innensenator Bernd Meyer freimachen.

K.S.

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