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Kumpel am Kap streiken weiter

■ Keine Verhandlungen in Sicht / Ausdehnung des Ausstandes auf Goldscheideanstalt? / Einschränkendes Bergbaugesetz aufgehoben - skeptische Reaktionen bei Weißen und Schwarzen

Johannesburg (ap/afp) - Die schwarzen Bergarbeiter Südafrikas haben den bisher größten legalen Streik in der Geschichte des Landes am Dienstag für den zweiten Tag fortgesetzt. Verhandlungen der Bergarbeitergewerkschaft und der Arbeitgeber über eine Beendigung des Ausstandes in den Kohlen– und Goldgruben waren nicht in Sicht und schienen angesichts gegenseitiger Anschuldigungen in weite Ferne gerückt zu sein. Die NUM drohte inzwischen damit, den Streik auch auf eine Goldscheideanstalt auszudehnen, in der das gesamte Gold Südafrikas vor dem Export verarbeitet wird. Den Angaben zufolge war noch für Dienstag eine Urabstimmung in der Anstalt vorgesehen. Die Bergarbeitergewerkschaft hatte am Montag mitgeteilt, daß 340.000 schwarze Arbeiter im Streik seien. 44 Gruben im ganzen Land seien geschlossen. Die Bergbaukammer gab die Zahl der Streikenden mit 230.000, die Zahl der von dem Arbeitskampf betroffenen Bergwerke mit 29 an. Die NUM fordert Lohnerhöhungen von 30 Prozent sowie Gefahrenzulagen. Die Bergbaukammer hat bereits am 1. Juli einseitig Lohnerhöhungen zwischen 15 und 23,4 Prozent gewährt. Die schwarzen Kumpel erhalten im Durchschnitt nur ein Sechstel des Lohnes ihrer weißen Kollegen. Auf unterschiedliche Resonanz ist mittlerweile ein Parlamentsbeschluß vom Vortag gestoßen, ein 76 Jahre altes Gesetz über Zugangsbeschränkungen zu qualifizierten Berufen in der Bergbaubranche aufzuheben. Der frühere Vorsitzende der weißen Bergarbeitergewerkschaft White Mine Union (WMU) Arrie Paulus sagte, daß sich die weißen Bergarbeiter mit einem Streik gegen den Abbau ihrer Vorrechte zur Wehr setzen würden. Paulus ist Parlamentsabgeordneter der ultrarechten Konservativen Partei (CP). Skeptisch bis ablehnend verhielt sich bislang auch die NUM in ihren Stellungnahmen zur Gesetzesaufhebung. Sie wies vor allem darauf hin, daß auch im Rahmen des neuen Gesetzes diskriminierende Entscheidungen gegen schwarze Arbeitnehmer möglich sind.

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