: Künstlerkrieg am Rudolphinum
Das Verhältnis in der Hamburger Opernintendanz zwischen Gerd Albrecht und Peter Ruzicka ist bekanntlich schon lange eisig. Nun hat Albrecht aber auch an seinem zweiten Arbeitsplatz, bei der Tschechischen Philharmonie in Prag, arge Kommunikationsprobleme, die sich dort nicht mehr – wie in Hamburg – dadurch regeln lassen, daß man sich einfach aus dem Weg geht. Die Eruptionen, die Betrugsvorwürfe und künstlerische sowie nationalistische Anfeindungen verschiedenster Art gegen Albrecht hervorgerufen haben, steigerten sich am Mittwoch zum handfesten Eklat.
Der Aufsichtsrat des Orchesters forderte einstimmig Albrechts Abberufung. Der tschechische Kulturminister Pavel Tigrid stellte sich jedoch hinter Albrecht und kündigte gegen den erbitterten Widerstand des Aufsichtsrats dem Generaldirektor des Orchesters, Ladislav Kantor, dem Hauptopponenten Albrechts innerhalb des Hauses. Die Mitglieder des Aufsichtsrates erklärten daraufhin mehrheitlich ihren Rücktritt.
Der Aufsichtsrat hatte erklärt, Albrechts Tätigkeit seit 1993 habe weder zur Erhöhung des künstlerischen Niveaus noch zur Beibehaltung des Rufes des Orchesters beigetragen. Zudem habe Albrecht mit der unberechtigten Annahme von Honoraren seinen Vertrag mit dem Orchester verletzt und mit politisch umstrittenen Auftritten die tschechisch-deutschen Beziehungen und die gesellschaftliche Position des Orchesters geschädigt.
Albrecht, der für die musikalische Leitung der Tschechischen Philharmonie ein Jahresgehalt von 25 000 Mark bezieht, hatte für drei Gastspiele im Ausland Honorare in einer Gesamthöhe von 140 000 Mark erhalten. Dies wäre völlig in Ordnung, meint Albrecht.
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