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Künast in der Löwenhöhle

Agrarministerin verteidigt vor 5.000 wütenden Landwirten auf dem Bauerntag die Agrarwende. Bauernchef Sonnleitner warnt Künast vor Konfrontation mit Bauern

MÜNSTER afp/taz ■ Angst vor einem Hagel aus Eiern und Tomaten hatte Renate Künast nicht. „Ich weiß, dass die Bauern nicht mit Lebensmitteln werfen“, sagte sie vor ihrem gestrigen Auftritt auf dem Bauerntag in Münster. Doch Buhrufe und Pfiffe gab es mehr als reichlich, als die grüne Agrarministerin ihre Idee einer Agrarwende in der Höhle des Löwen verteidigte. In einer wiederholt unterbrochenen Rede vor rund 5.000 Landwirten äußerte sich Künast überzeugt, die Agrarwende werde kommen. „Ein Großteil der Menschen will sie.“ Die Ministerin fügte hinzu: „Ich mache Ihnen ein Angebot: Organisieren wir gemeinsam das Neue.“ Bauernpräsident Gerd Sonnleitner mahnte mit Blick auf die Forderung von Künast nach einer stärkeren ökologischen Ausrichtung der Landwirtschaft, der Staat dürfe „keine Produktionsform einseitig bevorzugen oder benachteiligen“. Die Ministerin appellierte an die Bauern: „Schaffen wir gemeinsam durch mehr Verbraucherorientierung, nachhaltige Erzeugung und artgerechte Tierhaltung neue Perspektiven für die Landwirtschaft.“ Eine neue Agrarpolitik sei auch unerlässlich, weil bei den bevorstehenden Welthandelsverhandlungen die Subventionspolitik der EU auf dem Prüfstand stehe und den deutschen Bauern durch die EU-Osterweiterung neue Konkurrenz entstehe. „Versuchen Sie nicht, einen fahrenden Zug aufzuhalten, sondern springen Sie auf“, rief Künast den Landwirten zu. Sonnleitner, von den Landwirten bejubelt, warnte Künast auf der Kundgebung vor einer Konfrontationspolitik: „Jede Agrarpolitik, die sich gegen die Bauern richtet, wird garantiert scheitern. Auch eine ‚neue‘ Agrarpolitik braucht die ‚alten‘ Bauern.“

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