: Küblböck kennt Grönemeyer nicht
betr.: „In der Teenie-Melkmaschine“ (Nicht lustig: Die Verbohlung des Daniel Küblböck) von Jenni Zylka, taz vom 18. 7. 03
Ich habe mit einem lachendem und einem weinendem Auge den Artikel über unseren kleinen Scheis… ähhh Schelm gelesen, und fand ihn recht treffend, Gratulation! Objektive Kritik kann man bei diesem misslungenen Album überhaupt nicht mehr leisten, es ist einfach so grauenhaft schlecht, dass man es nicht ernst nehmen bzw. „es“ als Musik bezeichnen kann. Alleine schon der selbstgefällige Name: „Superstar“. […]
Das lachende Auge: Es ist faszinierend wie viele Leute auf die Retortenmasche hereinfallen und wie weit sich das Fernsehen respektive die Musikindustrie noch auf ein niedrigeres Niveau herablassen kann. Weinendes Auge: Es wird noch schlimmer werden, bald werden wir uns unsere Musik bzw. Bands wie bei McDonald’s in einem Menu auswählen können. Meinen Fernseher habe ich übrigens vor ein paar Monaten bei der Berliner Stadtreinigung (kostenlos!) entsorgt, es fühlt sich so viel besser an! […]
EDDIE JAHNS, Berlin
Man sollte einem 17-Jährigen gegenüber genauso viel Respekt aufbringen wie einem erwachsenen Musiker gegenüber. Und ich finde, dass man Daniel Küblböck auf keinen Fall in eine Kiste mit Zlatko werfen darf, denn dieser ist kein Musiker. Er beherrscht, soweit ich weiß, nicht mal ein Instrument! […] Daniel Küblböck hingegen sang in Bands und spielt Gitarre! Und mit Milli Vanilli hat er nicht wirklich viel zu tun!
Die Sache mit dem Casting ist auch so was: Wo wären Christina Aguilera, Britney Spears oder Justin Timberlake jetzt, ohne den Micky-Maus-Club? Alle sind ernst zu nehmende Künstler und waren bei ihrer Entdeckung etwa auch so alt wie Daniel Küblböck heute! NATHALIE MÜLLER, Rödermark
Den Menschen Daniel haben Sie in Ihrer Betrachtungsweise ja vollkommen außen vor gelassen; Sie tun ja gerade so, als sei er eine Marionette. Daniel hat einen sehr starken Charakter und weiß sehr wohl, was für ihn gut ist und was nicht. Er lässt sich nicht verbiegen. Außerdem ist er eine äußerst faszinierende Persönlichkeit, hat eine Aura, wie ich es noch bei niemandem erlebt habe und dazu noch eine außergewöhnliche Stimme, die man unter tausenden heraushört. Und er kann singen. […]
EVA ELISABETH KLEE, Düsseldorf
Herbert Grönemeier nuschelt, aber das können sie ja nun wirklich nicht Daniel Küblböck vorwerfen, die beiden kennen sich vieleicht nicht mal. […] Am Ende von DSDS wurde geschrieben, Daniel ist in ein paar Wochen vergessen, dann kam, es dauert nur noch ein halbes Jahr, dann kennt ihn keiner mehr, dann kam, in einem Jahr weiß keiner mehr, wer Küblböck war, heute habe ich gelesen, in zwei Jahren kennt ihn keiner mehr, sein Verfallsdatum erhöht sich. Es tut mir Leid für Sie, aber Sie werden auch in Zukunft öfter von Ihrer verantwortungsvollen Arbeit aufspringen und Ihr Radio ausstellen müssen. RENATE LAMBRICH, Ebersbach
„Tuntig“ ist Daniel Küblböck. Ein dreifach Hoch auf die unter der linken Intelligenzia so gepriesene Toleranz! Er heult bei jeder Gelegenheit. So so, meines Wissens kam das seit seiner Medienpräsenz nur zweimal vor. Und dabei versuchen doch alle ach so alternativ eingestellten Eltern ihren Kindern männlichen Geschlechts beizubringen, dass auch ein Junge Gefühle zeigen und weinen darf. Aber ein Daniel K. darf das natürlich nicht, schon gar nicht öffentlich. Da wird er von taz & Co. verbal geschlachtet. Wobei Sie sich nicht scheuen, im selben Atemzug zu schreiben, dass so ein Teenager davor geschützt werden müsste, ausgebeutet und dann in den Schlamm getreten zu werden.
Und natürlich darf der „gebildete“ Mensch Songs aus der Feder eines Dieter Bohlen nicht gut finden, wo kämen wir da hin! Der Weltuntergang droht. Aber eine Boys’sche Butterecke als hohe Kunst anzusehen, dass ist en vogue, damit outet man sich als wahrer Kunstkenner. DR. INGEBORG VON RADINGER, Nienhagen
Ich bin wirklich ärgerlich über die Art und Weise, wie Sie Daniel Küblböck in den Dreck ziehen. Seit der ersten DSDS-Sendung dient er als Zielscheibe für talentfreie Journalisten, deren erste Gehversuche darin bestehen, ihn niederzumachen. Er hat das erreicht, was viele erreichen wollen. Er ist jemand, der andere Menschen begeistert. Er hat seinen eigenen Stil, und ihm ist egal, was die anderen davon halten. Er ist noch relativ neu im Showgeschäft und stützt sich deswegen auf Dieter Bohlen, der mir persönlich auch unsympathisch ist.
Eine Unverschämtheit allerdings finde ich es, die Songs auf dem Album als „ausgefurzt“ zu bezeichnen. Gut, die Texte sind nicht gerade der Gipfel von Einfallsreichtum, aber Daniel macht all das mit seiner Performance und seiner wirklich außergewöhnlichen (aber guten) Stimme wieder wett. Einen 17-Jährigen immer und überall auf derartige Weise fertigzumachen, halte ich für nicht in Ordnung, denn er versucht nur seinen Fans eine Message zu übermitteln. Nämlich, dass jeder das Zeug dazu hat ein Superstar zu sein! Ganz egal, wie man aussieht, singt oder spricht.
JULIA EILING, Münster
Alles richtig beobachtet. Wie aber kommen Sie dazu, die Musik dieses Kunstproduktes mit der eines ehrlichen Künstlers wie Herbert Grönemeyer auch nur in Ansätzen zu vergleichen?
Herbi hat mit Konzerten vor 20 Leuten angefangen, sich durch seine ihm völlig eigene Art, die er im Original verkörpert, einen enormen Fankreis aufgebaut. Auf seinen Konzerten begeistert er zehntausende mit seiner Musik, seinen teils tiefsinnigen, teils lustigen, teils sehr persönlichen Texten, aber auch mit seiner ganzen Art, mit seinen Fans umzugehen. Es ist Grönemeyer, der da auf der Bühne steht. Ein Künstler, der seit mehr als 20 Jahren Musik macht, kein Küblböck, der Bohlens Lieder singt. […] Wenn Sie schon kritisieren, dass uns die Medien immer wieder solche „Nichtskönner“ wie Kübi als Stars verkaufen, sollten Sie über ein Original wie Herbi froh sein! MARKUS SASS, Bad Essen
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