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Kronzeuge ade?

■ CDU will FDP als Umfall–Partei präsentieren

Die FDP befindet sich auf einer heiklen Gratwanderung: sie will sich nicht den oft gehörten Vorwurf gefallen lassen, sie sei wankelmütig, sie will aber auch ihr Image als liberale Rechtsstaatspartei nicht ganz verlieren. Also rückt sie von der Kronzeugenregelung ein bißchen ab: weit genug, um das liberale Image zu wahren und doch nicht weit genug, so hoffen die Führu Abschied von der Regelung, so unterstreicht Bangemann, möchte seine Partei aber auch nicht erreichen. So leicht will es die CDU/CSU ihren Weggefährten nicht machen, die alte Koalitions–Position zu verlassen. Wenn deren Rechts– und Innenpolitiker jetzt antworten: lieber keine, als so eine verwässerte Kronzeugenregelung, dann wollen sie die Liberalen auf dem Rückzug vor einem großen Publikum ordentlich stolpern lassen. Ein blaues Auge soll mindestens bleiben. Bangemann geht auf jeden Fall weitaus stärker lädiert aus dieser Kontroverse. Er hat sich weit für die Kronzeugenregelung vorgewagt - und schon früh von seinem Kontrahenten Lambsdorff dafür verbale Prügel bezogen. Die Basis und jetzt auch die Führungsgremien haben nicht nur keine Anstalten gemacht, ihn zu schützen, sie haben sich auch noch auf Lamsbdorffs Seite geschlagen. Die Autorität des Vorsitzenden tendiert damit gegen Null und im Kabinett, wo er sich für die Stringenz seiner Partei verbürgt hat, dürften Bangemanns Versicherungen auch keinen großen Stellenwert mehr haben. Er mag sich dagegen wehren, zum Sündenbock gemacht zu werden - daran, daß er nach der Wahl zum Rücktritt freigegeben ist, ändert das wenig. Oliver Tolmein

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