Kritik an DFB-Vizepräsident: Russlands Mann im DFB

Spitzenfunktionär Hermann Winkler verhöhnt den ukrainischen Präsidenten und muss sich rechtfertigen. Der frühere CDU-Politiker fällt öfter auf.

Hermann Winkler mit Handmikro

Gibt überall seinen Senf dazu: DFB-Vize Hermann Winkler Foto: Sebastian Willnow/dpa

Hermann Winkler hatte mal wieder einen rausgehauen. Der Rechtsausleger der sächsischen CDU, ehemaliger Staatsminister und Ex-Abgeordneter des Europaparlaments, bediente auf seinem Instagram-Account gern mal wissenschaftsfeindliche Einstellungen, teilte gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus oder reihte sich ein in das hassgetriebene Grünen-Bashing dieser Tage.

All das hat im deutschen Fußball kaum jemanden gestört, auch nicht, dass er mal eine „bürgerliche“ Koalition der CDU mit der AfD für sinnvoll gehalten hat. Winkler ist Präsident des Sächsischen Fußballverbands, des Nordostdeutschen Fußballverbands und als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds unter anderem für Jugend- und Schulfußball zuständig.

Was Winkler nun am Tag, an dem der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj in Deutschland weilte, gepostet hat, konnte nun nicht mehr unter dem Radar bleiben. Es brachte ihm Kritik aus dem Bundesinnenministerium ein, wo man Winklers Beitrag für „völlig indiskutabel“ hält. Der DFB bestellte den Multifunktionär zum Rapport. Seinen Instagram-Account hat Winkler deaktiviert.

Doch es ist gut dokumentiert, was er zu einem Bild vom Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow geschrieben hatte: „Berlin heute Morgen. Dank Allgemeinverfügung aufgrund des Besuchs eines ehemaligen ukrainischen Schauspielers ist die City weitestgehend abgeriegelt, die Spree für Touristen teilweise gesperrt. Im Treptower Park ist's noch ruhig – noch steht das Ehrenmal zum Gedenken aller Kriegsopfer.“

Problematische Zielgruppe

Winkler wird wissen, wo solche Sätze besonders gut ankommen. Das ist nicht nur niederschmetternd respektlos gegenüber einem gewählten Staatsoberhaupt, es bedient ein Milieu, von dem sich ein hoher Funktionär der populärsten Sportart Deutschlands tunlichst fernhalten sollte. Auf den Post-Corona-Spaziergängen vor allem im Osten des Landes, die sich mit Klimawandelskepsis und sogenannten Friedensbotschaften für den Krieg in der Ukraine neue Themen gefunden haben, sind Transparente mit Botschaften wie „Keine Waffen an den Schauspieler und Komiker Selenski“ keine Seltenheit.

Am 1. Mai lief ein bestens gelaunter Demonstrant mit dieser Botschaft beim Montagsspaziergang durch die Berliner Speckgürtelgemeinde Erkner, neben ihm eine Frau, die ein Volksgericht für die Volksverräter in der Regierung forderte. Sind es solche Leute, von denen sich Winkler ein Herzchen unter seinem Posting gewünscht hat?

Hermann Winkler steht einem Regionalverband vor, in dessen Zuständigkeitsbereich es regelmäßig zu rassistischen Vorfällen auf und neben den Plätzen kommt. Auch das sollte mehr als nur nachdenkllcih stimmen.

Dass er so etwas wie Russlands Mann im DFB ist, hätte schon lange auffallen müssen. Die Krim war 2014 noch nicht lange besetzt, da forderte Winkler, damals noch Europaparlamentarier, das Ende des Sanktionsregimes. Es tat dies übrigens im staatlichen russischen Auslandsradiosender „Stimme Russlands“. Dieser Mann sitzt also mit am Tisch, wenn im DFB-Präsidium über die Haltung des DFB zur Wiederzulassung russischer Teams in den internationalen Spielbetrieb diskutiert wird.

Auf der Website des DFB ist nachzulesen, dass Winkler auch für die Traditionsmannschaften des Verbands zuständig ist. Man mag sich gar nicht ausmalen, welchen Traditionen er sich verpflichtet fühlt.

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