: Krimis: "Der dritte Mann" von Graham Greene/"Der vierte Mann" von Helmut Zenker/"Pappkameraden" von Kurt Bracharz
Wenn ich an Österreich in Zusammenhang mit Krimis denke, fällt mir immer sofort eine Melodie ein. Es ist diese ohrwurmgefährliche Zithermusik von Anton Karas, die ein idealer Kontrast zu der düsteren Wirkung eines Films ist, der im zerstörten Wien der Nachkriegszeit spielt. Ich spreche natürlich von Carol Reeds Der dritte Mann. Orson Wells ist Harry Lime, der skrupellose Führer einer Schieberbande, die in der geteilten und korrupten österreichischen Nachriegsmetropole durch den Schmuggel mit verdünntem Penicillin das Leben zahlloser Kinder aufs Spiel setzt (die Medikamenteschiebereien hat es übrigens tatsächlich gegeben). Schließlich kommt es zum grandiosen Showdown in den Abwässerkanälen der Stadt. Den Roman, nach dem der Film enstand, schrieb Graham Greene. Er verfaßte auch das Drehbuch zu dem inzwischen längst zum Klassiker avancierten Film. (rororo)
Helmut Zenker nennt einen seiner Kottan ermittelt-Krimis respektlos Der vierte Mann. Der flippige Major Adolf Kottan, Kriminalbeamter im Wiener Sicherheitsbüro, dürfte auch bei uns inzwischen durch Fernsehen und Taschenbücher bekannt sein. Im „vierten Mann“ (natürlich ohne Zithermusik, denn Kottan ist begeisterter Hobby-Rockmusiker) geht es statt um Medikamenten- um Waffenschmuggel, denn „wir schreiben das Jahr 1987. Die Mächte der Finsternis schreiten allerorts rücksichtslos und anscheinend unaufhaltsam voran.„ Nur die Wiener Bullen sind wieder mal mächtig auf Draht, allen voran Adolf Kottan. Der ermittelt wild drauflos, stochert ein bißchen im Zuhältermilieu herum und verfolgt eine Spur, die direkt zu seinem Sohn führt. (Serie Piper)
Einen richtigen Privatdetektiv gibt's selbstverständlich auch im Krimi-Wien. Sein Name ist Adrian. „Ich bin klein und fett und sitze gerne mit einer angebrochenen Flasche Malt und einem ungelesenen Ambler an einem heißen Tag im Büro.„ Sein Schöpfer heißt Kurt Bracharz und das Buch Pappkameraden. Adrian hat den Auftrag angenommen, die verschwundene Tochter des Baulöwen Künzl zu suchen. Seine fieberhafte Suche, die er gelegentlich mit einigen Litern Wein unterbricht, bringt ihn mit schwer arbeitenden Dominas, verrückten Gurus und tatkräftigen Praterstrizzis zusammen. (detebe)
Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen