: Krimis: Andrews H. Vachss/John Browner/Thomas Boyle/Renegade Zero/William J. Caunitz
Über New York braucht man eigentlich keine Krimis zu schreiben - die ganze Stadt ist einer. Wer es dennoch tut, braucht schon eine Menge Phantasie oder Erfahrung, um eine halbwegs originelle Story zu Papier zu bringen. Den mutigsten und besten dieser Schreiber, Andrews H. Vachss, haben wir an dieser Stelle schon vor zwei Wochen ausführlich behandelt. Aber es gibt auch noch ein paar andere gute Autoren, die sich die Maden im „Big Apple“ vornehmen. Da ist z.B. John Browner. Sein 48jähriger Privatdetektiv Howard Leonhard alias Leonhard Hornblower arbeitet ohne Lizenz. Der frühere Taxifahrer und Koreakämpfer säuft, ist fett, geschieden und ein totaler Versager. Er lebt in Manhatten und annonciert in der 'Village Voice‘ nach dem Motto „Biete Hilfe in allen Lebenslagen“. In dem Krimi Tod eines Punk wird er angeheuert, den 17jährigen Gerald Perlont, genannt Blinky, zu suchen und möglichst heil nach Hause zu bringen. Blinky ist ein Punk. Der Detektiv hat zwar keine genaue Vorstellung, was das ist, ein Punk, aber er macht sich auf die Suche - und kommt zu spät. Damit fangen die Probleme für Leonhard Hornblower aber erst an, denn er verstrickt sich immer mehr in die New Yorker Punk- und Drogenszene. (Heyne 2190)
Der New Yorker Thomas Boyle, hauptberuflich Professor für englische Literatur am Brooklyn College zählt ebenfalls zu den begnadeten Krimischreibern. Der Held seiner Bücher ist Lieutenant Francis DeSales von der New Yorker Task Force Police, und er hat alle Hände voll zu tun. In Die Toten von Brooklyn bekommt er es mit einem sehr bizarren Mörder zu tun. Zu Feiertagen läßt sich der Killer nämlich stets etwas Besonderes einfallen. An Weihnachten serviert er sein Opfer im Geschenkpaket, an Lincolns Geburtstag präsentiert er seine persönliche Note zur Rassengleichheit und am Karfreitag... DeSales versucht mit allen Mitteln, Präsent Nummer drei zu verhindern. (Ullstein 10542)
Vom gleichen Autor stammt Voodoo in Brooklyn. Auch hier Angst über der Stadt. Ein als Zorro oder Rambo Maskierter sucht die Kinder spielplätze von Brooklyn heim und entführt die Sprößlinge der Bürgerfamilien. Angeblich, um deren Seelenheil zu retten. Danach freilich sind die Kleinen tot. Als dann in einem Shinto-Schrein im Botanischen Garten ein nach allen Voodoo-Regeln geopferter Schwarzer auftaucht, muß sich Inspector DeSales echt ranhalten, damit sich das Wohnviertel nicht in einen Hexenkessel verwandelt. (Ullstein 10614)
Das Verbrechen, das in Renegade Zero beschrieben wird, ist wirklich geschehen: An einem Junitag betritt ein Mann mit einer abgesägten Schrotflinte einen Süßwarenladen in Brooklyn und erschießt die alte Besitzerin und den Polizisten Gallagher. Wem galt der Anschlag? Anthony Scanlon ermittelt. Er entdeckt, daß sein ehemaliger Kollege Gallagher ein Doppelleben geführt hat, und er weiß, daß es Ärger geben wird, wenn das an die Öffentlichkeit kommt. Scanlon ist schließlich gezwungen, eine große verdeckte Fahndung in den Reihen der Polizei zu führen, und da kommt eine Menge Dreck ans Tageslicht. William J. Caunitz ein ehemaliger Cop, hat diesen harten, authentischen Thriller geschrieben. (Schneekluth Verlag)
Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen