: Kriminelle Fälle
Ob „Celler Loch“ oder zuletzt der dubiose Freikauf einer von kolumbianischen Rebellen entführten deutschen Managergattin — Werner Mauss war stets für Skandale und parlamentarische Untersuchungsausschüsse gut. In den 60er Jahren verdiente er sein Geld als Privatdetektiv, später arbeitete er auf Basis meist üppiger Honorare mit BKA, BND und verschiedenen Landeskriminalämtern zusammen. Seine Rolle bei der Aktion „Feuerzauber“, einem 1978 von niedersächsischen Verfassungsschützern durchgeführten Bombenanschlag auf die JVA Celle, um V-Männer in der RAF zu plazieren, wurde nie ganz geklärt. Zahlreiche Untersuchungsausschüsse beschäftigten sich mit dem Fall des Hannoveraner Juweliers Rene Düe, der 1981 Opfer eines Raubüberfalls geworden war. Mauss, von der Mannheimer Versicherung angeheuert, sollte einen Versicherungsbetrug nachweisen und tat dies mit manipuliertem Beweismaterial und gekauften Zeugen.
Als im August 1994 eine aus Moskau kommende Lufthansa-Maschine in München landete, startete die Polizei einen Großeinsatz und stellte 363 Gramm waffenfähiges Plutonium sicher. Das bayerische LKA und der BND feierten einen „Schlag gegen die Atommafia“. Schnell wurde jedoch klar, daß die Behörden den Plutonium- Schmuggel über den BKA- und BND-V-Mann „Roberto“ sowie den spanischen BND-V-Mann „Rafa“ inszeniert hatten. Im Prozeß glänzten die V-Männer und ihre Führer mit Falschaussagen und wurden zu Geldstrafen verurteilt. Im Urteil werden die V-Männer als „professionelle Verbrechensanimateure“ bezeichnet.
Klaus Steinmetz war der einzige V-Mann, den die Verfassungsschützer an die „Kommandoebene“ der RAF heranspielen konnten. Der Rheinland-Pfälzer führte die Fahnder kurz nach dem Sprengstoffanschlag auf den Gefängnisneubau in Weiterstadt 1993 nach Bad Kleinen, wo ein Polizist und ein RAF-Mann erschossen und Birgit Hogefeld verhaftet wurde. Inzwischen steht Steinmetz nicht nur im Verdacht, von der Sprengung des Knasts vorher gewußt zu haben, sondern auch daran beteiligt gewesen zu sein.
Bernd Schmitt betrieb in Solingen die Kampfsportschule Hak Pao. Dort trainierten drei der vier Männer, die wegen des Ende Mai 1993 verübten Brandanschlags auf ein von Türken bewohntes Haus zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Der 17fach vorbestrafte Schmitt sollte als V-Mann für den Verfassungsschutz in Nordrhein- Westfalen die rechte Szene beobachten, die in seiner Kampfsportschule ein und aus ging.
Im Juni 1974 wurde der Student Ulrich Schmücker in Berlin-Grunewald ermordet. Schmücker war zuvor vom Verfassungsschutz als Informant für die „Bewegung 2.Juni“ angeworben worden. Kurz vor seinem Tod wurde er als Spitzel enttarnt. Nach über 15 Jahren Verhandlung schloß im Januar 1991 das Berliner Landgericht die Akten in dem bislang wohl längsten und skandalträchtigsten Prozeß der deutschen Justizgeschichte. Der Mordfall wird wohl niemals ganz aufgeklärt werden können. Fest steht jedoch, daß der Mord an Schmücker unter totaler Kontrolle des Verfassungsschutzes verübt wurde. BSI
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