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Kriegsgefahr noch nicht endgültig gebannt

■ Heute wählt Südkorea ein neues Parlament. Drohungen aus Nordkorea

Seoul (dpa/taz) – Nach den militärischen Spannungen herrschte gestern, einen Tag vor den südkoreanischen Parlamentswahlen, auffällige Ruhe an der entmilitarisierten Pufferzone zwischen Süd- und Nordkorea. Um die insgesamt 299 Sitze im Parlament, in dem die regierende Neue Korea Partei unter Präsident Kim Young Sam bisher 150 Mandate hatte, bewerben sich 1.385 Kandidaten. Politische Beobachter sagten ein knappes Rennen zwischen der Neuen Korea Partei und den drei Oppositionsparteien voraus. Rund 31,48 Millionen Menschen sind wahlberechtigt.

Vor den Wahlen betonten die USA gestern noch einmal ihre Bündnistreue zu Südkorea. Der Befehlshaber der US-Truppen in Südkorea, General Gary Luck, sowie der südkoreanische Verteidigungsminister Lee Yag Ho und Außenminister Gong Ro Myung stellten Nordkoreas kommunistischer Führungsspitze eine Demonstration des amerikanisch-südkoreanischen Verteidigungspotentials in Aussicht, damit der Norden die Lage nicht falsch einschätze. Zugleich betonten sie, am Waffenstillstandsabkommen von 1953 festhalten zu wollen.

Ein ranghohes nordkoreanisches Regierungsmitglied beschuldigte Südkorea gestern, es würde sich auf einen Krieg gegen den Norden vorbereiten. Deshalb müsse die nordkoreanische Bevölkerung „aktiv an Programmen der Kampfausbildung“ teilnehmen, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Kwang Jin in Pjöngjang. Ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel sei nur noch eine Frage der Zeit. US-Außenminister William Perry will am Samstag zu Sicherheitsberatungen nach Südkorea und Japan reisen. Pjöngjangs Ankündigung, das Waffenstillstandsabkommen nicht länger zu beachten, hatte in der südkoreanischen Regierung Besorgnis ausgelöst. Dreimal hintereinander waren Hunderte von nordkoreanischen Soldaten vergangene Woche in die gemeinsame Sicherheitszone des Grenzortes Panmunjom gestürmt und hatten damit das Waffenstillstandsabkommen verletzt.

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