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Archiv-Artikel

Krieg der kulturprägenden Kulturen

betr.: „Islam und Westen als Ideologie“, taz vom 24. 2. 06

Den von Isolde Charim diagnostizierten kulturellen Kampf, in dem der „Westen“ gezwungen wird, seinen eigenen Liberalismus quasi religiös zu setzen und zu verteidigen, gibt es schon sehr viel länger.

Nicht nur haben mir polnische Emigranten in Berlin nach der Jaruzelski-Machtübernahme in den 80er-Jahren vorgeworfen, der „Westen“ habe überhaupt keine „Ideale“ und sei „religiös“ überhaupt nicht mehr gebunden und es sei dringend nötig, dem „Westen“ endlich eine religiöse Bindung zurückzugeben (was übrigens die Europa-Tauglichkeit Polens fraglich hätte erscheinen lassen können, vergleichbar der Türkei heute). Sondern auch die Regierung Bush ist ja erkennbar von einer Instrumentalisierung des fundamentalistischen Christentums deutlich geprägt.

So gesehen sind wir längst in einem Krieg der kulturprägenden Kulturen: der westeuropäischen aufgeklärten christlichen gegen die unaufgeklärten osteuropäischen und nordamerikanischen, der eher laizistischen westeuropäischen gegen alle religiös-fundamentalistischen im Rest der Welt. GOTTHARD SCHMIDT, Moers