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Archiv-Artikel

Kranke zahlen bald doppelt

Von UWI

Patienten werden künftig mehr als doppelt so viel für medizinische Behandlungen zahlen wie bisher: Statt jetzt insgesamt 3,2 Milliarden Euro im Jahr wird ihre Belastung nun mit 6,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die zusätzlichen 3,3 Milliarden Euro sollen nach der Faustregel „10 Prozent Zuzahlung, aber nie mehr als 10 Euro“ zusammenkommen.

Das heißt: Für jeden Arztbesuch werden pro Quartal 10 Euro fällig. Zuzahlungen für Medikamente erhöhen sich auf minimal 5, maximal 10 Euro. Für jeden Krankenhaustag werden 10 Euro fällig, maximal für 28 Tage (280 Euro). Heil- und Hilfsmittel werden ebenso wie häusliche Pflegeleistungen und Fahrten in Kranken- und Notfallwagen mit 10 Euro belegt.

Die Obergrenze für sämtliche Zuzahlungen soll 2 Prozent vom Bruttoeinkommen betragen (abzüglich Kinderfreibeträge), für anerkannte chronische Patienten 1 Prozent. Diese Grenze steht zwar bereits im Gesetz, wird aber nicht ausgereizt. Wer 2.500 Euro brutto im Monat verdient, muss mit einer jährlichen Zusatzbelastung von 600 Euro rechnen.

Fraglich ist, wie Kassen und Versicherte klären wollen, wann die 2-Prozent-Bruttogrenze erreicht ist. Wer als „Chroniker“ anerkannt ist oder sonstwie als „Härtefall“ gilt, wird vermutlich einen Befreiungszettel bekommen bzw. sein eines Prozent vom Einkommen pauschal verrechnen. Ob alle anderen Versicherten das Jahr über Quittungen sammeln und dann am Jahresende mit ihrer Kasse abrechnen müssen, ist noch unklar. Der Verwaltungsaufwand dürfte beträchtlich sein.

Generell wird Kranksein demnächst zwar teuer, jedoch sinkt der Kassenbeitrag für die Versicherten ebenso wie für die Arbeitgeber – von derzeit im Schnitt 14,4 Prozent „im Laufe der nächsten drei Jahre“ auf 13 Prozent, das heißt für jede Partei 6,5 Prozent. Demnach würde der 2.500-Euro-Verdiener 210 Euro weniger Kassenbeiträge pro Jahr zahlen.

Dagegen stehen folgende Zusatzkosten: Reizt der Beispielversicherte die Belastungsgrenze für Zuzahlungen aus, sind das 600 Euro. Eine zusätzliche Zahnersatzversicherung, veranschlagt mit (so lautet das bisherige Angebot der privaten Versicherungen) 7,50 Euro im Monat, wird ihn 90 Euro kosten. Ist er Rentner mit anderen Bezügen als bloß der Rente, wird er mehr Beiträge zahlen müssen, ist er Raucher, mehr Tabaksteuer. Sterbegeld, Entbindungsgeld, Sterilisation, ambulante Taxifahrten sind gestrichen. Brillen werden nur noch für Behinderte und Kinder bezahlt. Verschreibungsfreie Medikamente werden ganz selbst bezahlt. UWI