: Krank gearbeitet
■ Hamburgs ArbeitnehmerInnen sind pro Jahr 12 Tage krank. DAK-Studie vorgestellt
Die Hamburger Daten sind nicht alarmierend schlechter als in anderen Bundesländern. Beglückend besser allerdings auch nicht. Im Durchschnitt 12 Tage war einE ArbeitnehmerIn 1998 krank – genauer: hat sich krank gemeldet. Das geht aus dem Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) hervor, der gestern in Hamburg vorgestellt wurde.
In einer großangelegten Studie hat die DAK alle Krankmeldungen ihrer 3,4 Millionen erwerbstätigen Mitglieder bundesweit ausgewertet. Berücksichtigt wurden unter anderem Kriterien wie Geschlecht, Berufsgruppe, Bundesland und Art der Erkrankung. Regional betrachtet sind die Ergebnisse frappierend: In allen neuen Bundesländern, Berlin und dem Saarland lag die Krankheitsrate deutlich über dem Durchschnitt von 11,7 Tagen. Spitzenreiter ist Berlin mit fast 17 Tagen; am gesündesten arbeitet es sich offenbar in Baden-Württemberg (9,5 Tage).
Genau bei derartigen Interpretationen ist aber Vorsicht geboten, betont DAK-Vorstandsvorsitzender Eckhard Schupeta. Die Daten gäben nur Auskunft darüber, wieviele Menschen sich krank gemeldet haben – nicht darüber, wieviele krank waren. Als Gründe für den niedrigen Krankenstand vermutet die DAK neben gesundheitsfördernden Maßnahmen der Betriebe auch die Kürzung der Lohnfortzahlung und die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust. Sprich: Die Leute schleppen sich trotz Krankheit ins Büro.
Hinzu komme, so die Beobachtung der DAK, daß der Personalabbau der vergangenen Jahre bevorzugt gesundheitlich beeinträchtigte ArbeitnehmerInnen getroffen hat. Dennoch sei das Thema „Krankenstand“ auch bei den Gewerkschaften oft ein Tabu, weiß DAK-Mitarbeiter Martin Kordt. Die wenigsten Krankmeldungen gab es laut DAK-Studie in Unternehmen der Rechts- und Wirtschaftsberatung. Dort wird vor allem in Kleinbetrieben gearbeitet. Daß Groß-Arbeitgeber nicht gesundheitsförderlich sind, läßt auch das andere Extrembeispiel vermuten: Den höchsten Krankenstand hat die öffentliche Verwaltung. Heike Dierbach
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