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Kranich kam nicht hoch

■ Die Berlin-Premiere der Deutschen Lufthansa ist von Hindernissen begleitet/ PanAm-Beschäftigte erschienen nicht zum Dienst/ Wagner warnt vor Fluglärm

Berlin. Die Deutsche Lufthansa kehrte am Sonntag mit der Aufnahme ihrer Linienflüge von und nach Berlin in die ehemalige deutsche Hauptstadt zurück, wo sie vor mehr als 64 Jahren gegründet wurde. Vorstandschef Heinz Ruhnau sprach bei der Landung des von Köln/Bonn kommenden Airbus' A 310-300 »Donaueschingen« vom wichtigsten Tag in der Geschichte der Lufthansa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Maschine flog dann nach Schönefeld weiter, um von dort den planmäßigen Linienverkehr nach New York zu eröffnen.

Die Berlin-Premiere der Lufthansa war von erheblichen Verzögerungen begleitet. Weil Besatzungsmitglieder und Bodenpersonal der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm ihrer Arbeit fernblieben, mußten vier Flüge Stuttgart-Berlin gestrichen werden. Außerdem sei es bei 34 Abflügen zu Verspätungen von bis zu zwei Stunden gekommen, teilte Lufthansa-Sprecher Klaus Ulrich Moeller mit. Die Lufthansa habe noch Sonntag abend scharf bei PanAm protestiert. PanAm sei aufgefordert worden, die »vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen«, sagte Möller. Die Lufthansa werde weitere Verzögerungen »im Interesse ihrer Passagiere nicht hinnehmen«.

Mit Beginn des Winterflugplans fliegt die Lufthansa erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder von und nach Berlin. Sie hat dazu die innerdeutschen Strecken der PanAm übernommen, die nun für eine Übergangszeit im Auftrag der Deutschen fliegt. Mitarbeiter der PanAm, die weitgehend von der Lufthansa übernommen werden sollen, hatten sich wiederholt beklagt, daß ihre Bezahlung zum Teil erheblich niedriger als die der Lufthansa-Crews und des Bodenpersonals ist.

Mit dem Winterflugplan, der gestern in Kraft trat, dürfen erstmals seit Kriegsende nicht-alliierte Fluggesellschaften Berlin anfliegen.

Diese Entwicklung hat aber auch Kritik am Bundesverkehrsministerium ausgelöst, das alle Fluganträge genehmigte und so eine Explosion des Verkehrsaufkommens vor allem in Tegel hinnahm. Die Flughäfen Tegel und Tempelhof werden nun insgesamt von 23 deutschen und internationalen Gesellschaften angeflogen. Darunter ist erstmals die sowjetische Aeroflot, die West-Berlin Jahrzehnte boykottierte.

Ruhnau erinnerte daran, daß Berlin einst das Drehkreuz des Luftverkehrs war und äußerte sich überzeugt, daß sich die Stadt wieder als Drehscheibe im Luftverkehr zwischen Ost und West etablieren werde. Berlins Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) erinnerte daran, daß der Senat die internationalen Flüge in Schönefeld abwickeln möchte und es daher begrüße, daß die Lufthansa von dort nach New York und Tokio starte. Das vermehrte Aufkommen an innerdeutschen Flügen in Tegel belaste die Anwohner in unerträglicher Weise. Wagner appellierte an die Bundesregierung, Schönefeld zusammen mit dem Senat schnell auszubauen. dpa/taz

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