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QUERSPALTEKraftzentrum Ffm

■ BMW überfährt die Frankfurter Alte Oper

Der SPIEGEL hat es ausgesprochen: Frankfurt ist die „Hauptstadt der Wende“. Weil die CDU-Häuptlinge der Stadt, früher Wallmann, jetzt Brück, begriffen haben, daß „der Streit um die Zukunft auch eine Frage der symbolischen Besetzung des öffentlichen Raums“ ist. Deshalb ist die Mainmetropole in den letzten Jahren systematisch zugepflastert worden. Jede nur sichtbare Freifläche wurde zum steinernen Erlebnisraum verfugt, in dessen Mitte ein Brunnen oder eine Statue für die „symbolische Besetzung“ sorgen. Drumherum liefern Punker und Banker mit Dosenbier und Champagnerglas das urbane Lebensgefühl.

Doch trotz der sich jagenden Wein-, Champagner- und Austernfeste hat sich ein eklatantes Mißverhältnis herausgestellt: Zuviel öffentlicher Raum und zu wenig symbolische Besetzung. Die hessische Metropole wäre nicht die Wiege des „Yuppie brutalis Frankfurtiensis“, fände man dort nicht rasch eine zukunftsweisende Lösung. Es begann mit der Tandem-Veranstaltung an der Konstablerwache, wo Rita Süssmuth ihre bundesweite Antiraucherkampagne einläutete und kurz danach eine Zigarettenfirma großflächig für ihre abweichende Auffassung warb.

Seit dem 11.Januar hat man auch für den Opernplatz eine Lösung gefunden. Für eine Tagesmiete von 47.000 Mark gestattete man den „Bayerischen Motorenwerken“(BMW), ein riesiges weißes Zelt zu errichten, das gleich auch den mondänen Lucae-Brunnen unter sich begrub. In ihm stehen nun vier der neuen „BMW5er“ – „Visionen eines neuen Automobils“. Visionäre Frankfurter warten nun darauf, daß Reinhold Messner ohne Sauerstoffmaske den Römerberg besteigt, der zuvor mit 50 Tonnen Toblerone trittfest gemacht wurde. Reinhard Mohr

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