KOMMENTAR: Kraft der DVU
■ Zur Debatte zwischen Grünen und DVU / Siehe Seite 23
Ein Grüner und ein DVU-Abgeordneter haben sich auf eine Bühne gesetzt und gestritten. Endlich, lange genug hat's gedauert. Doch gemessen an den Aufgeregtheiten nach den DVU-Erfolgen bei den Bürgerschaftswahlen hat diese Debatte erbärmlch wenig BremerInnen interessiert. Eine verpaßte Chance, denn mit den Rechtsextremen zu reden ist allemal lehrreicher als immer nur über sie.
Die Kraft eines Karl-Heinz Vorsatz liegt in der Schwäche seiner Gegner. Wenn er über die diffusen Ängste vieler spricht, dann trifft er genau den Ton. „80 Prozent stehen in der Asylantenfrage hinter uns“, sagt er, und vermutlich hat er recht. Das Kraut gegen diese Mehrheit wächst nicht auf dem Boden eines reinen Gewissens. Die 80 Prozent glauben nicht mehr an beschwichtigende Sonntagsreden. Ihre Wahrnehmung von der Wirklichkeit ist anders als die, die sie in den Bürgerschaftsreden wiederfinden. Diese Wahrnehmung trifft ein Politiker wie Vorsatz. Wie weit sich etablierte Politik von den BürgerInnen entfernt hat, zeigt sich in der Durchschlagskraft der DVU.
Politik muß sich real existierenden Konflikten stellen. Jochen Grabler
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