: Kräftig Gegenwind
■ Stopp für Windanlagen an der Westküste Schleswig-Holsteins gefordert
Im Südteil der schleswig-holsteinischen Nordseeküste werden voraussichtlich keine neuen Windparks mehr zugelassen. Statt dessen sollen neue Rotoren über's ganze Land verteilt werden. Die Aufnahmekapazität des Westküsten-Netzes sei erschöpft, klagte gestern der Vorstandsvorsitzende des schleswig-holsteinischen Strom-Monopolisten Schleswag, Karl-Heinrich Buhse. Der Ausbau der Netzkapazität würde 135 Millionen Mark Investitionen erfordern, eine landesweite Verteilung, so rechnete er vor, sei hingegen nur halb so teuer.
Für die Westküste sind zur Zeit Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 1000 Megawatt beantragt worden – beinahe das Vierfache der bisherigen Windenergie-Erzeugung im nördlichsten Bundesland. „Eindeutig zu viel“, befand Buhse, dessen Konzern die bislang erzeugten 270 Megawatt von den Kleinproduzenten abnimmt und in das landesweite Stromnetz einspeist. Bis zum Jahr 2010 soll die Windenergieproduktion in Schleswig-Holstein nach den Plänen der Landesregierung rund zwanzig Prozent des landesweiten Energieaufkommens decken, derzeit sind es vier Prozent.
Außerdem, so Buhse, müßten die Kosten für Windenergie „breiter verteilt“ werden. Sein Unternehmen muß nach dem Stromeinspeisungsgesetz knapp 17 Pfennig je Kilowattstunde an die Erzeuger zahlen. 1994 seien deshalb Mehrkosten in Höhe von 35 Millionen Mark entstanden, für 1995 prognostizierte Buhse gar 50 Millionen Mark. Reichlich pekuniäre Gründe, um das Stromeinspeisungsgesetz für „möglicherweise verfassungswidrig“ zu halten und das verschärfte Nachdenken über eine Energiesteuer zu fordern.
Das findet auch Energieminister Claus Möller (SPD). Der Klimaschutz, so kommentierte er gestern global denkend, sei ja wohl eine nationale, wenn nicht gar internationale Aufgabe. Die höheren Kosten der Windkraft müßten auf alle Stromabnehmer verteilt werden. smv/lno
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