: Krach macht aggressiv
Haftstrafe für 29-Jährigen: Er hatte auf einen Nachbarn eingestochen, weil der nachts zu laut Musik hörte
Nach einem blutigen Streit wegen lauter Musik ist ein Sprachwissenschaftler gestern zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Der promovierte US-Amerikaner hatte in seinem Mietshaus in Kreuzberg dreimal auf einen Nachbarn eingestochen und den 31-jährigen Regieassistenten schwer verletzt.
Der 29-jährige Täter hatte sich auf Notwehr und Todesängste berufen. Das Landgericht folgte der Darstellung des Opfers und verurteilte den Akademiker wegen versuchten Totschlags im Affekt.
Der seit vier Jahren in Berlin lebende US-Bürger war in der Nacht zum 8. November vergangenen Jahres aufgewacht und fühlte sich durch die Musik massiv gestört, zumal er gesundheitlich angeschlagen gewesen sei. Er wollte sich beschweren und klingelte und hämmerte daraufhin mehrfach gegen die Tür des ihm bis dahin unbekannten Mannes.
Der angetrunkene Regieassistent reagierte nicht eben freundlich. Er sei seinerseits wegen der Klopferei in der Nacht wütend gewesen und habe gebrüllt, sagte gestern die Richterin. Es gebe aber keinerlei Anhaltspunkte, dass er den Amerikaner angegriffen habe.
Im Prozess standen sich die Aussagen der beiden Kontrahenten gegenüber. Das Gericht beurteilte die Angaben des Regieassistenten trotz seiner 2 Promille und einiger Erinnerungslücken als deutlich glaubhafter. Die Aussagen des Angeklagten wirkten auswendig gelernt und seien nicht immer plausibel gewesen, so das Urteil der Richterin.
Die Verteidigung des Sprachwissenschaftlers aus Atlanta in Georgia hatte Freispruch gefordert und kündigte Revision an. Bis zum Strafantritt bleibt der Amerikaner unter Meldeauflagen auf freiem Fuß. Andere Mieter hatten ihren Aussagen nach keine Musik dröhnen hören. DPA