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Kostenloses Filmportal "Hulu" geht onlineNur die Werbung stört

Drei US-Medienriesen haben sich zusammengetan, um iTunes und YouTube Konkurrenz zu machen. Das Filmangebot ist groß, doch Nicht-Amerikaner müssen zunächst draußen bleiben.

Bei Hulu gibt es die Simpson-Family kostenlos. Bild: dpa

Nach einer mehrmonatigen geschlossenen Beta-Phase dürfen nun alle Nutzer sehen, was die Hollywood-Konzerne News Corporation, NBC Universal, Warner, MGM und Lionsgate da zusammengebraut haben: Ab dem heutigen Mittwoch ist das umfangreiche Videoangebot "Hulu" der US-Medienriesen offiziell online. Vertreten sind rund 250 verschiedene TV-Serien mit teilweise brandneuen Folgen von den "Simpsons" über "House" bis hin zu "Heroes". Ergänzt wird das Angebot mit Fernsehklassikern wie "A-Team", "Kojak" oder "Mary Tyler Moore", die allesamt im Originalformat vorliegen. Hinzu kommen rund 100 Filme wie "The Big Lebowski" oder "Terminator 2" sowie diverse kurze Clip-Ausschnitte.

Im Gegensatz zu Diensten wie Apples iTunes, bei dem pro Episode bezahlt wird oder ein Film für 24 Stunden gemietet werden kann, finanziert sich Hulu vollständig aus Werbeumsätzen. Die Bedienung geht dabei durchaus in Ordnung: Man kann die (derzeit zum Glück noch recht kurzen) Reklameblöcke zwar nicht überspringen, doch lassen sich gewünschte Filmszenen dennoch wie von YouTube & Co. gewohnt über eine Zeitleiste direkt ansteuern. Wer möchte, kann den Rest des Browsers anschließend "abdunkeln", um sich ganz auf das Video zu konzentrieren. Aber auch ein Vollbildmodus ist möglich - die Bildqualität kommt dabei zwar nicht an Download-Dienste wie iTunes heran, ist über eine Breitbandverbindung aber dennoch erträglich. Interessant ist auch, dass sich die meisten Hulu-Shows wie von anderen Videodiensten bekannt auch auf die eigene Website holen lassen. Will man seinen Weblog-Freunden beispielsweise seine aktuelle Lieblingsfolge der Comedy-Sendung "30 Rock" präsentieren, ist dies nun in voller Länge möglich. Allerdings sind auch diese eingebetteten Sendungen natürlich mit Reklame versehen, die sich nicht wegklicken lässt - hier setzt Hulu voll auf das TV-Format, das die Medienkonzerne ihren Werbekunden seit Jahrzehnten verkaufen.

Das größte Manko von Hulu ist jedoch, dass das Angebot derzeit noch vollständig auf den US-Raum beschränkt ist. Wer mit einer deutschen Internet-Adresse auf die Seite surft, kann sich den reichhaltigen Dienst zwar überblickshaft ansehen, doch wenn ein Video angeschaut werden soll, erscheint eine Fehlermeldung. Der Grund sind wie so häufig Rechteprobleme: Die US-Medienkonzerne geben ihre Filme nur für den heimischen Markt frei, weil sie auch dort nur Werbung verkaufen. Einen Zeitplan, Hulu in andere Länder zu überführen, gibt es laut der Firma noch nicht. So bleibt Interessierten bislang nur die Möglichkeit, über in den USA stationierte so genannte Proxys auf das Angebot zuzugreifen oder ein kostenpflichtiges virtuelles privates Netzwerk (VPN) aus den USA zu verwenden - beides technische Tricks, auch für Ausländer eine amerikanische Internet-Adresse anzunehmen, die vor allem etwas für fortgeschrittene Nutzer sind.

In Deutschland fehlt bislang ein ähnlich großes Angebot wie Hulu. Zwar bauen ARD und ZDF ihre Videoofferten mit so genannten Mediatheken aus, doch enthalten die vor allem Eigenproduktionen, weil es an Internet-Rechten für Material aus Hollywood mangelt. Die Senderkette RTL bietet mit dem Dienst "RTLNow" ebenfalls kostenlose Videos, doch ist das Angebot noch auf (ein allerdings regelmäßig anwachsendes) Hitmaterial beschränkt, ein Online-Stellen des gesamten Repertoires findet nicht statt. ProSiebenSat.1 setzt hingegen vor allem auf den Bezahldienst "Maxdome", den man gegen eine Monatsgebühr oder in Form von "Pay per View" nutzen kann - mit Eigen- wie Hollywood-Produktionen. Einzelne Videos finden sich auch auf den Websites von Spartenkanälen wie Comedy Central und kleineren Sendern wie Kabel Eins, allerdings fehlen hier einheitliche Formate und die Bildqualität schwankt stark. Ebenfalls auf dem deutschen Markt vertreten sind aber auch senderunabhängige Anbieter wie die Telekom-Tochter Videoload, die derzeit 2.000 Filme anbietet. Was seit langem fehlt, ist hingegen Apples iTunes: Werden dort in den USA inzwischen über 100 TV-Shows und mehrere Tausend Filme (zum Kauf und zur Miete) angeboten, hat der Computer- und Unterhaltungselektronikkonzern für Deutschland noch immer keine Rechte erwerben können - trotz jahrelanger Verhandlungen, wie Insider berichten.

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