Kostenlos mobil telefonieren: Skypen jetzt auch mit iPhone
Wer auf Apples iPhone nicht mit einem teuren Mobilfunkanbieter telefonieren möchte, hat ab dieser Woche eine Alternative: Der Sprachdienst Skype kommt aufs Handy.
Es gibt Programme, die definieren ein ganzes Segment. Wer über kostenlose oder zumindest kostengünstige Telefonate im Internet spricht, redet meist im ersten Atemzug über den Dienst der Ebay-Tochter Skype - selbst wenn die inzwischen zahlreiche Konkurrenten besitzt, die teilweise mehr Funktionen anbieten oder sogar billiger sind. Kein Wunder also, dass die Ankündigung, dass die Internet-Telefonie-Anwendung in dieser Woche endlich für Apples iPhone erscheint, in der Online-Szene für Aufmerksamkeit sorgt.
Die Anwendung soll ab Dienstag kostenlos zum Herunterladen im Download-Angebot App Store zur Verfügung stehen und wird, wenn man einen passenden Kopfhörer samt eingebautem Mikrofon besitzt, auch mit dem Musikspieler iPod touch funktionieren. Skype bietet auf dem Apple-Gerät einen Großteil der Funktionen, die man auch vom Rechner kennt - beispielsweise Chats. Weggelassen wurde allerdings der Transfer von Dateien sowie die Möglichkeit, SMS zu verschicken.
Skype ist bei weitem nicht der einzige Anbieter, der Sprachtelefonie über das Internet auf iPhone und Co. anbietet. Für das Apple-Handy werden unter anderem Fring, Truphone und Nimbuzz als kostenloser Download vertrieben. Besonders letztere Software erweist sich als sehr flexibel: Sie besitzt bereits eine Skype-Unterstützung, arbeitet aber auch mit den meisten anderen Internet-Telefonie-Anbietern zusammen, wofür man dem Hersteller allerdings seine Benutzerdaten mitteilen muss.
Im Test funktioniert Nimbuzz in einem WLAN-Netz ordentlich, allerdings bekommt man besonders beim iPhone der ersten Generation "heiße Ohren": Die Software belastet den Prozessor des Handys offenbar stark. Außerdem ist der Batterieverbrauch erstaunlich hoch - die Verwendung der Internet-Verbindung mit konstanter Bandbreite kostet jede Menge Strom, das Ladegerät sollte sich also unbedingt in der Nähe befinden, falls die Batterie bereits halb leer ist.
Internet-Telefonie-Anwendungen werden nicht nur für das iPhone angeboten (wenn sie dort auch besonders einfach zu bedienen sind) - so unterstützt Nimbuzz etwa Nokia-Geräte, Blackberry-Modelle und Windows Mobile. Auch Skype ist schon seit längerem mobil verfügbar - als abgespeckte "Lite"-Version für Handys von LG, Motorola, Samsung, Nokia und Sony Ericsson, die allerdings ein anderes Tarifsystem als das reguläre Skype besitzt und damit teurer ist.
Vergleichbar mit der iPhone-Version ist dagegen Skype für Windows Mobile: Hier lassen sich Skype-Kontakte kostenlos anrufen, die Tarifierung ins Fest- und Mobilnetz erfolgt wie bei Skype auf dem Rechner, wofür man vorab so genannte Prepaid-Credits oder ein Abo abschließen muss - bei 5 Dollar/Monat für eine gedeckelte Festnetz-Flatrate in ein Land der Wahl geht es los, wobei nach maximal 10.000 Minuten in vier Wochen oder sechs Stunden am Tag Schluss ist.
Überhaupt sollte man bei der Verwendung von Internet-Telefonie-Anwendungen auf die Tarife achten. Es reicht dabei nicht aus, sich aus Fring, Truphone und Konsorten den günstigen Anbieter herauszupicken. So verbieten etwa Mobilfunkverträge wie der von T-Mobile für das iPhone (sowie viele andere Handys) die Nutzung solcher Programme über das Mobilfunknetz strikt.
Der Grund ist simpel: Würden Kunden diese Dienste verwenden, umgingen sie die teils teureren Standardtarife über den Umweg mobiles Metz. Das Gespräch wird dann nicht mehr über T-Mobile und Co. vermittelt, sondern über das kostengünstigere Internet. Eine Massenbewegung in diese Richtung hat bislang noch nicht stattgefunden, weil die Verwendung solcher Programme noch zu kompliziert war.
Mit einfachen Anwendungen etwa auf dem iPhone könnte sich das in den nächsten Jahren aber schnell ändern. Noch erlauben die europäischen Regulierungsbehörden den Mobilfunkanbietern, ihr Netz mit technischen Sperren zu monopolisieren. Deshalb sind einige Internet-Telefonie-Anwendungen von sich aus nur für die Verwendung in WLAN-Netzen freigeschaltet, wie man sie zuhause, im Büro oder auch in vielen Cafes vorfindet.
Bei Skype für das iPhone ist das in der ersten Version von vorne herein so, weil der Anbieter sich offenbar nicht mit den Mobilfunkriesen anlegen wollte. Trotzdem hieß es bereits am Montag von T-Mobile, man behalte sich vor, Skype für iPhone zumindest innerhalb des eigenen WLAN-Hotspot-Angebots zu blockieren, das in den iPhone-Tarifen enthalten ist. Ob das technisch möglich ist, bleibt allerdings abzuwarten.
Nutzt man die Internet-Telefonie-Dienste trotz des Verbotes (das technisch nicht immer durchgesetzt wird), muss man darauf achten, dass man seine mobile Flatrate nicht überschreitet. Der iPhone-Tarif von T-Mobile ist so beispielsweise bei maximal 5 Gigabyte im Monat gedeckelt, danach wird er auf langsame ISDN-Geschwindigkeit gedrosselt, mit der niemand mehr telefonieren kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“