Korruptionsskandal in Südkorea: Ex-Präsidentin Park verhaftet
Südkoreas Ex-Präsidentin Park Geun-hye droht ein Prozess wegen Korruptionsvorwürfen. Nach ihrer Entmachtung sitzt sie jetzt in U-Haft.
Park wurde in eine Haftanstalt in der Nähe der Hauptstadt gebracht. Die Staatsanwaltschaft hat bis zu 20 Tage Zeit, Anklage gegen Park zu erheben, um sie in Untersuchungshaft zu behalten. Ihr droht nun ein Strafprozess. Bei einer Verurteilung muss sie nach Medienberichten mit einer Haftstrafe von mindestens zehn Jahren rechnen.
Die Ermittler werfen Park vor, ihre Stellung als Präsidentin und ihre Macht im Interesse ihrer langjährigen Freundin Choi Soon Sil missbraucht und geheime Dokumente weitergegeben zu haben. Auch steht Park im Verdacht, an der Erstellung einer schwarzen Liste von mehr als 9.000 Kulturschaffenden und Künstlern beteiligt gewesen zu sein, die ihr gegenüber kritisch waren.
Parks Koreanische Freiheitspartei nannte die Verhaftung „sehr bedauerlich“. Das Lager von Parks stärkstem Rivalen bei der Wahl Ende 2012, Moon Jae In, begrüßte die Entscheidung dagegen. Das sei der erste Schritt, dass „Gerechtigkeit und gesunder Menschenverstand“ wiederhergestellt würden, erklärte ein Sprecher Moons. Der oppositionelle Mitte-Links-Politiker liegt derzeit bei Umfragen zur vorgezogenen Präsidentenwahl am 9. Mai klar vorn. Moon will erneut als Kandidat antreten.
Der Skandal um Park und ihre Freundin wühlte das Land monatelang auf. Im Dezember hatte das Parlament ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park eingeleitet, am 10. März musste sie endgültig ihr Amt räumen. Damit verlor sie auch ihre Immunität.
Aus Sicht der Verfassungsrichter hatte Park eine Einmischung ihrer Freundin in Regierungsgeschäfte zugelassen. Choi, die nie ein öffentliches Amt innehatte, soll dank ihrer Beziehung zu Park zahlreiche Unternehmen einschließlich der Samsung-Gruppe genötigt haben, ihre Stiftungen und Organisationen mit Millionen zu fördern. Park hatte die Vorwürfe stets bestritten. Unter anderen sitzen frühere Berater Parks und der Vize-Vorsitzende des Smartphone-Marktführers Samsung Electronics, Lee Jay Yong, in U-Haft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung