: Korruptionsskandal erschüttert Südkoreas Regierung
■ Präsident Roh muß Minister ersetzen/ Vierte Gesprächsrunde mit Nordkorea wegen Militärmanövern in Gefahr
Seoul/Tokio (ap/afp) — Südkoreas Präsident Roh Tae Woo hat am Montag eine Regierungsumbildung vorgenommen, nachdem am Wochenende ein Korruptionsskandal bekanntgeworden war, in den zahlreiche Mitglieder von Regierung und Opposition verwickelt sind. Roh entließ den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsplanungsminister und ersetzte ihn durch den Vorsitzenden des politischen Komitees der regierenden Demokratisch-Liberalen Partei (DLP). Der bisherige stellvertretende Minister für Wirtschaftsplanung, Lee Jin Seol, ist neuer Bauminister. Roh entließ auch seinen Sekretär für Verwaltungsangelegenheiten und bestimmte einen neuen Bürgermeister von Seoul. Die Ablösung des Wirtschaftsplanungsministers stehe jedoch nicht in Zusammenhang mit der Affäre.
Am Samstag waren fünf Parlamentsabgeordnete und ein enger Mitarbeiter von Präsident Roh Tae Woo unter Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Einer der Festgenommenen hatte sowohl den Präsidenten als auch Oppositionsführer Kim Dae Jung schwer belastet. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, vom Direktor des Hanbo-Baukonzerns, Chung Tae Su, insgesamt 1,37 Millionen Dollar (2,5 Millionen Mark) an Bestechungsgeldern angenommen und dafür ein Wohnbauprojekt in Seoul durchgedrückt zu haben. Hanbo hatte im vergangenen Monat die Genehmigung erhalten, 4.000 Appartementhäuser in einem Gebiet zu errichten, das aus umweltpolitischen Gründen für nicht bebaubar erklärt worden war.
Unterdessen forderte die südkoreanische Regierung Nordkorea auf, die gemeinsamen Gespräche nicht abzubrechen. In einer Erklärung der nordkoreanischen Verhandlungsdelegation, die über Radio Pjöngjang verlesen und in Tokio empfangen wurde, hatte Nordkorea angekündigt, es werde die auf Montag geplante vierte Gesprächsrunde platzen lassen, da die Regierung in Seoul den Entspannungsprozeß unterlaufe, indem sie gemeinsam mit den USA Militärmanöver abhalte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
