: Korrekturbewegung
■ Betr.: „Philippinen: Erbitterter Streit um den richtigen Weg“, taz vom 25.1.94
Der Einschätzung von Sven Hansen, die CPP stünde kurz vor der Selbstzerstörung, liegt eine einseitige und daher falsche Bewertung zugrunde. Mit der Korrekturbewegung innerhalb der CPP besinnt sich diese zu Recht ihrer eigentlichen marxistisch-leninistischen Wurzeln, auf denen sie sich 1968 gegen die prosowjetische Philippinische Kommunistische Partei gegründet hatte. Es waren Fehler und Irrwege, die die CPP während der achtziger Jahre ihre eigenen Grundsätze vernachlässigen ließ: Anstatt zum Beispiel an politischer Überzeugungs- und Kleinarbeit unter den Massen in den Kampfgebieten festzuhalten, wurde in abenteuerlichen militärischen Unternehmungen auf schnelle Erfolge durch größere Einheiten und mehr Technik gesetzt. Das widersprach der von Mao Tsetung ausgearbeiteten „Strategie des langwierigen Volkskrieges“. Auch ein gewisses Liebäugeln mit Gorbatschow, der nun selbst wiederum überhaupt nichts mehr mit Marxismus-Leninismus und echtem Sozialismus am Hut hatte, stand in krassem Gegensatz zu den eigentlichen Zielen und Grundsätzen der CPP. In der Tat kosteten einige ihrer Fehler eine Reihe von Menschenleben, und nicht zuletzt deshalb leitete die CPP-Führung die Korrekturbewegung ein. Verstärkung der Massenarbeit unter den Bauern, Bildungs- und Kulturmaßnahmen in den Guerillazonen, Angebote zum Studium und zur Ausbildung in den tatsächlichen Lehren des Marxismus-Leninismus und der Mao- Tsetung-Ideen sind ihre Schwerpunkte.
Einige ehemalige CPP-Mitglieder ziehen es allerdings heute vor, mit viel Geschrei zu kapitulieren, Verhandlungen mit der Ramos- Regierung zu führen (obwohl diese nach wie vor die Politik des totalen Krieges gegen das eigene Volk führt) und sich einer neuen Art von Sozialdemokratismus hinzugeben. Das bedeutet nichts anderes als den Verkauf und die Aufgabe der Selbstbefreiung und Demokratie für die Massen, Unterordnung unter die philippinische Regierung und damit auch unter das Diktat von USA und IWF.
Mit der CPP, ihrer Führung und mit José Maria Sison ist so ein verräterischer Kurs natürlich nicht zu machen. Die Entwicklungen der letzten Monate, wie zum Beispiel Großdemonstrationen in Manila, Arbeitskämpfe gegen die Ölpreiserhöhung, Erfolge der Korrekturbewegung, zeigen, daß die Kämpfe wie in vielen anderen Teilen der Welt einen Aufschwung nehmen. Nicht Entwaffnung, schleichendes Kapitulantentum und Unterordnung unter den Imperialismus wird den Filippinos Befreiung und echten Sozialismus bringen, sondern schöpferische Verwirklichung der revolutionären Grundsätze und Ziele. Das geht nur mit der CPP.
Sven Hansen und die Ramos- Regierung werden noch lange und vor allem vergeblich auf die Selbstzerstörung der CPP warten. Ursula Wagner, Essen
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