: Korrekt gebrannt?
Wie das ZDF einmal einen Live-Krimi inszenierte – und sich selbst („Feuer in der Nacht“, Montag, 20.15 Uhr)
Das ZDF hat mit Live-Movie „Feuer in der Nacht“ einen großen Sprung nach vorn in der Fernsehunterhaltung gemacht: rund 40 Jahre zurück. Bis 1958 war jedes Fernsehspiel im deutschen Fernsehen live – die Magnetaufzeichnung (MAZ) war noch nicht erfunden. Am Montagabend wurde sie für überflüssig erklärt. Der Fernsehfilm der Woche wurde live aus Berlin gesendet. Zwei Ü-Wagen, ein eigener Sendemast am Ort des Geschehens, zehn Kilometer Kabel. Ein technischer Aufwand, der sogar den von „Wetten, dass …!?“ übertrifft.
Weder das ZDF noch die Zuschauer wussten um 20.15 Uhr, ob „Feuer in der Nacht“ gelingen wird. Heute kann gesagt werden: Das Auto in der Kantstraße hat ordnungsgemäß gebrannt, wenngleich unklar blieb, zu welch anderem Zweck als zur Illustration des Filmtitels. Alle Schauspieler – einschließlich Hund – haben vollen Einsatz gezeigt und ihren Text behalten, es gab nur einen Versprecher.
Es ist nur konsequent, dieses Live-Movie vor allem unter dem Gesichtspunkt der technischen Umsetzung zu bewerten, denn so wurde dieses „Event“ auch „angefietschert“. Die an den Bildschirmen ankommende Ästhetik erinnerte an eine Mischung aus Dogma-Kino und Soap, Letztere werden unter ähnlichen Bedingungen produziert, aus Kostengründen. Auch der Ton trug deutliche Dogma-Züge, was jedoch vom Zuschauer im Gegensatz zu verwackelten Bildern weniger goutiert wird – wie ein bei der ZDF-Premiere in der Berliner Bertelsmann-Repräsentanz tätiger Tontechniker beklagte.
Nicht technisch bedingt waren die mitunter äußerst hölzern wirkenden Dialoge: Die erhöhte Anspannung der Darsteller war durchaus spürbar.
Herausragende Leistung: Martina Gedeck. „Das Theater ist im Vergleich wie ein geschützter Raum, es besteht ein Abstand zum Zuschauer. Im Film gibt es eine Postproduktion, und man kann Szenen noch einmal drehen. Hier ist man viel stärker auf Interaktion mit dem Partner angewiesen. Man muss einfach alles geben“, sagte die Schauspielerin der taz direkt im Anschluss an die Sendung. Alle Darsteller brauchten erst mal etwas zu essen, Gedeck eine Zigarette.
„Feuer der Nacht“ sollte dem Zuschauer suggerieren, dass sich das dargebotene Familiendrama (Drehbuch: Richard Reitlinger) durchaus auch im Reihenhaus nebenan ereignen könnte. Das hat zum Teil gut funktioniert, in der zweiten Hälfte des Dramas entstand tatsächlich eine Art Suggestivkraft. Allerdings: Wenn man schon Außenübertragungsorte einplant, dann sollte man sie auch nutzten. Kameras am Bahnhof Zoo? Vielleicht hätte sich ein Aufnahmeleiter erbarmen und einfach ein paar Passanten in die Szene schubsen sollen, die schlecht gelaunt herumberlinern. MARTIN REICHERT