: Koppelgeschäft mit Tücken
Eon Hanse bietet Strom und Gas aus einer Hand an. Die Verbraucherzentrale warnt davor, sich festzulegen. Es sei zu erwarten, dass noch in diesem Jahr auch in Norddeutschland neue Anbieter auf den monopolistisch strukturierten Gasmarkt drängen
VON GERNOT KNÖDLER
Strom und Gas aus einer Hand? Das klingt nach einer effizienten Organisation und einem billigen Angebot. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat allerdings eine Reihe von Pferdefüßen in dieser Offerte von Eon Hanse entdeckt. Insbesondere warnt sie davor, bei der Gasversorgung langfristige Verträge abzuschließen. Denn noch in diesem Jahr werden voraussichtlich weitere Wettbewerber im hohen Norden Gas anbieten und die Preise drücken.
Die Eon Hanse versorgt in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern die Haushalte mit Gas. Mitte Januar schickte sie ihren Hamburger Kunden Formulare ins Haus, mit denen sie zusätzlich zu ihrem Gasliefervertrag Strom bestellen können. „Das neue Produkt bedeutet für den Kunden, dass er Gas und Strom aus einer Hand erhält – und das mit einem Preisvorteil“, sagt Eon Hanse-Vorstand Uwe Kolks.
Doch nach den Berechnungen der Verbraucherzentrale ist der angebotene Strom keineswegs der billigste. Selbst wenn ein Tankgutschein eingerechnet werde, der bei Vertragsabschluss überreicht wird, lande das Angebot bei einem Standardhaushalt nur auf dem zweiten Platz. Außerdem ist der Strompreis an den Gasbezug gekoppelt. Wird der Gasbezug gekündigt, erhöht sich die Strompreis
Für Kunden, die der wiederholten Erhöhung der Gaspreise widersprochen hätten und ihre Rechnung kürzten, werde es schwieriger die unterschiedlichen Rechnungen auseinander zu halten. Nach Einschätzung der Verbraucherschützer könnte Eon Hanse sogar versuchen, „den Gaswiderspruchskunden zu unterstellen, mit dem Abschluss des Stromzusatzvertrages die Gaspreise akzeptiert zu haben.“
Der von Eon angebotene Vertrag läuft bis zum Jahresende und bietet beim Strom eine Preisgarantie – nicht jedoch beim Gas. „Am Gasmarkt aber könnten im Laufe des Jahres neue Anbieter auf den Plan treten“, warnt die Verbraucherzentrale. Diese würden den Eon-Gaspreis vermutlich unterbieten und damit Angebote machen, die die gefesselten Eon-Kunden nur unter Verlust von Preisvorteilen beim Gas nutzen könnten.
Derzeit sind die Hamburger in Norddeutschland noch die einzigen, die zwischen zwei Gasversorgern wählen können. Seit Oktober vergangenen Jahres bietet der niederländische Konzern Nuon dem traditionellen Versorger Eon Hanse Paroli. Mit ihrem billigeren Gaspreis hat die Firma eigenen Angaben zufolge bisher aber erst weniger als 5.000 von 500.000 Haushalten zum Wechseln bewegen können. Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg, rechnet damit, dass Eon und Nuon nicht mehr lange allein bleiben werden. „In den Gasmarkt kommt erst noch so richtig Bewegung“, prognostiziert er. Zwar halten sich die meisten möglichen Lieferanten bedeckt. Der Ökostromanbieter Lichtblick jedoch teilte mit, er prüfe den Gasmarkt-Einstieg. „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit der Frage“, sagte Lichtblick-Prokurist Gero Lücking.
Die Hamburger Firma will sich dabei nicht auf die Großstädte konzentrieren, sondern in ganz Norddeutschland mit den regionalen Versorgern Verhandlungen aufnehmen. „Bei einem Markteintritt im Gebiet von Eon Hanse zum Beispiel würde das sowohl Schleswig-Holstein als auch Hamburg betreffen“, sagte Lücking. Lichtblick würde sein Gas bei BP oder Shell einkaufen und Kunden am liebsten ab dem 1. Oktober beliefern.
Die Versorgungsgebiete der Eon Hanse wie der ESW machten eine Belieferung durch Konkurrenten vergleichsweise einfach, sagte Andreas Grigoleit von HH-EL Energie Hanse der taz. Um sie zu beliefern, müssten nicht die Gebiete vieler anderer Versorger durchquert werden, was die Konkurrenz in vielen anderen Gegenden erschwere.