: Kopfnoten und Muttiheft
Neben einer schriftlich ausformulierten Beurteilung gab es auf den Zeugnissen in der DDR die sogenannten Kopfnoten: Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung. Die Zensurenskala reichte von „eins“ bis „fünf“. Die Bewertung erfolgte nach einem ausgeklügelten System.
Wem etwa ein „Tadel“ ausgesprochen wurde, hatte kaum Chancen, in Betragen besser als „drei“ zu sein. Tadel waren besondere schriftliche Mitteilungen an die Eltern, die auf „grobe Verfehlungen“, etwa wiederholtes Abschreiben oder Prügeleien, folgten. Zudem flossen Art und Häufung von Einträgen ins Hausaufgabenheft – bei den unteren Klassenstufen „Muttiheft“ genannt – in die Kopfnoten ein. Stand dort häufig „Hausaufgaben fehlen“ oder „Mathebuch vergessen“, mußte man als Schüler bei Fleiß oder Ordnung Schlimmstes befürchten. Durch freiwilligen Tafeldienst und saubere Hausaufgaben konnte man sich dagegen Sternchen verdienen. Außerdem notierten die Lehrer Teilnoten ins Klassenbuch, etwa wenn man sich eine Woche lang in Bio besonders fleißig meldete.
Dazu kam die Note „Gesamtverhalten“, in die alle anderen Kopfnoten einflossen. Der Lehrer hatte damit die Möglichkeit, bestimmte Charakterzüge zu berücksichtigen. Ein stiller Schüler, der in „Mitarbeit“ ständig auf Vier stand, konnte im Gesamtverhalten durchaus eine bedeutend bessere Note erhalten. Die Mitarbeits-Vier war so besser einzuordnen. Nick Reimer
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